Freitag, 2. Februar 2024

Serientagebuch 01/24

02.01. The Curse 1.01
03.01. Time 2.01
Little Fires Everywhere 1.06
04.01. Fargo 5.04
Fargo 5.05
05.01. Digman 1.01
07.01. The Curse 1.02
08.01. The Curse 1.03
Digman 1.02
11.01. Time 2.02
Time 2.03
13.01. Fargo 5.06
Digman 1.03
Little Fires Everywhere 1.07
16.01. Fargo 5.07
17.01. Fargo 5.08
Digman 1.04
Digman 1.05
18.01. Little Fires Everywhere 1.08
19.01. Digman 1.06
21.01. The Curse 1.04
22.01. The Curse 1.05
Fargo 5.09
Fargo 5.10
True Detective 4.01
23.01. The Expanse 6.01
Digman 1.07
Digman 1.08
25.01. Der junge Inspektor Morse 5.01
True Detective 4.02
26.01. Der junge Inspektor Morse 5.02
27.01. The Expanse 6.02
The Expanse 6.03
30.01. Der junge Inspektor Morse 5.03

Bereits nach wenigen Minuten musste ich die neue Staffel von Time pausieren, um herauszufinden, was "fiddling the lecky" bedeutet. Ich war nicht der Einzige, der sich das fragte, denn gleich die obersten Googletreffer zeigen, dass selbst viele native speakers diese Wendung nicht kennen. Sie bedeutet "den Stromzähler manipulieren", und genau dafür muss eine alleinerziehende, in finanziellen Nöten steckende Mutter (der "13. Doktor" Jodie Whittaker) ins Gefängnis einrücken. Dort begegnet sie unter anderem einer Ex-Drogenkriminellen und wiederum werdenden Mutter (stark: Bella Ramsey, "The Last of Us") und wird wie zu erwarten in einen Strudel aus Verrohung und Misstrauen gezogen.
Mit der ersten Staffel hat die zweite nur den Schauplatz gemein, wobei wir diesmal statt in einen Männer- in einen Frauenknast eintauchen. Permanent Beklemmung erzeugend laufen die drei Einstünder ab, das raue Brit-Drama richtet sich nicht an genüsslich bingende Cosy-Crime-Connaisseure. Ich hab's mit Begeisterung aufgesaugt, zumal es am Ende so etwas wie ein paar Silberstreifen am Horizont gibt.

Vorab: Den Roman "Kleine Feuer überall" von Celeste Ng, auf dem Little Fires Everywhere basiert, habe ich nicht gelesen, weswegen ich die Miniserie nur für sich stehend bewerten kann. Gefallen hat mir die absolut glaubhafte Darstellung einer typischen US-amerikanischen suburban hell. Die Hauptdarsteller/-innen überzeugen durchweg, neben Kerry Washington und Reese Witherspoon sind hier vor allem die Kinder zu loben. Überhaupt, die Söhne und Töchter der im Fokus stehenden Familien (die eine groß und privilegiert, die andere zweiköpfig und prekär lebend oder vielmehr vagabundierend) sind die einzigen Figuren, mit denen man Mitleid und Sympathie empfindet; sie sind die unschuldigen Opfer in dieser Neunzigerjahre-Tragödie, in der es auch einen Handlungsstrang um eine angefochtene Adoption gibt, der m.M.n. unnötig ist, weil er von den Kernkonflikten ablenkt. Ein bisschen mehr Eskalation hätte ich mir gewünscht ("Little Fires Everywhere at times plays it too safe", heißt es denn auch auf "Rotten Tomatoes"), aber bisweilen ist das mit Flashbacks aufgelockerte Gesellschaftsportrait angenehm unangenehm. Mehr als acht Episoden hätte es auch wirklich nicht gebraucht.

Ich bin mir bewusst, dass ich hier eine unerwartete Minderheitenmeinung vertrete, aber: Die fünfte Staffel von Fargo hat mir nicht, ich wiederhole: nicht gefallen!
Was macht eine gute "Fargo"-Geschichte aus? Dass sich unerhörte Zufälle, Verwechslungen und Konspirationen zu einer blutigen Katastrophe hochschaukeln, von der behauptet wird, sie habe sich tatsächlich so zugetragen ("This is a true story."). Dieser Story-Arc hier jedoch hits too close to home, allein wegen des zeitlichen Settings: 2019 soll das alles passiert sein, und das bedeutet leider, dass 2019er Sujets und Zeitgeist referiert werden. Ich möchte in "Fargo" aber nichts von Trumpisten, von "Proud Boys" und christlichen Fundamentalisten hören, und dem Eskapismus, aus dem die vorigen Staffeln ihren Reiz zogen, läuft es zuwider, wenn häusliche Gewalt und Missbrauch eine zentrale Rolle spielen (inklusive obligatorischer Betroffenen-Hotline-Einblendung im Abspann, uff).
Extrem problematisch erschien mir die Entscheidung, den Big Bad mit Jon Hamm zu besetzen: Man kann einen Frauenschläger und Kidnapper nicht von jemandem verkörpern lassen, der auf cool und lässig abonniert ist, obendrein auf gelegentliche Lacher schielt, denn ich glaube, im Inneren empfindet sich Jon Hamm als mindestens latent komischen Schauspieler und fühlt sich wohl, wenn er selbst in raubeinigen Alphamann-Rollen das Schelmenhafte herauskehren darf. Wenn der von ihm dargestellte Sheriff, von dem wir später erfahren, dass er sich des Groomings und Gaslightings schuldig gemacht hat, während eines Besuchs von zwei FBI-Agenten unbeirrt in einem Badezuber entspannt, funktioniert das nicht in gleicher Weise wie in Season 1, als Billy Bob Thornton vor seinem Gesprächspartner defäkiert. Es herrscht insgesamt ein tonales Ungleichgewicht, das umso mehr stört, als Noah Hawley wieder mal meint, die allzu weltliche Brutalität mit etwas Übernatürlichem konterkarieren zu müssen: Nach dem UFO in Staffel 3 ist es diesmal ein unsterblicher Sin-eater, dessen Läuterung im letzten Akt übrigens zum reinen Kasperltheater gerät.
Nicht nur einfältig, sondern regelrecht zynisch wird es, wenn die Hauptfigur auf die Rettung oder wenigstens Unterstützung durch ein zunächst als unausstehlich eingeführtes Milliardärs-Familienoberhaupt (Jennifer Jason Leigh) angewiesen ist. (Das klassische "Fargo"-Motiv zweier sich bekriegender Clans steht abermals im Zentrum.) Die Matriarchin kauft, bedroht und manipuliert jeden, wie es ihr nützt und passt, aber all das verachtenswerte Oberschichtsgebaren ist gerechtfertigt, wenn es gegen einen Widersacher geht, der noch abstoßender als sie und zudem männlich ist? Allgemein bricht sich hier ein plakativer, falsch verstandener Feminismus Bahn, der reinstes Wasser auf die Mühlen der Anti-woke-Bewegung sein dürfte. Arbeitsscheue Ehegatten, die wortwörtlich "Make me a sandwich!" rufen – im Ernst? Von den wenigen rechtschaffenen, gutmütigen Männern liegt einer am Ende unter der Erde, der andere ist nach einem Elektroschock mental beeinträchtigt. Tiefgründig geht anders.
Nach all dem Gemoser ist es mir wichtig, auch die positiven Aspekte zu nennen. Die Cinematographie und die Musik sind wieder einmal spitzenmäßig. Den schrulligen Minnesota-Dialekt hört man, besonders aus dem Munde von Hauptdarstellerin Juno Temple, wie immer gern. Und mit Dave Foley als augenklappenbewehrten Anwalt bekommen wir die überraschendste "Gimmick-Besetzung" seit Brad Garrett in Season 2.

Wer "Gary and His Demons" mochte, wird die Archäologen-Animation Digman von Neil Campbell und Andy Samberg lieben. Eine respektable Gagdichte bei ordentlich konstruierten Abenteuer-Storys, dazu Tim Robinson und Tim Meadows als Sprecher, das lob' ich mir. Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung.

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