Dienstag, 23. April 2024

Die wilden Kärle

Ich weiß leider nicht mehr, wo genau, aber in einem etwas älteren (Sach-?)Buch begegnete mir neulich der Herrscher – Charles V.!

'Mooooment!', dachte ich. 'Gerade hat doch erst Charles III. den Thron bestiegen, Hunderte Jahre nach seinem Namensvorgänger. Überprüfen wir gleich mal auf Wikipedia, wer hier gemeint sein soll.' Gemeint war: Karl V. von Frankreich; ich hätte Charles französisch und nicht englisch lesen sollen. Dass es im Laufe der Geschichte noch etliche andere Karls (Rumänien, Spanien, Neapel ...) und eben auch Charles ("Charlese"?) gab, war mir schlicht nicht in den Sinn gekommen.

Nicht nur die Namensgleichheit, sondern auch die Nummerierung von Kaisern und Königen hat einige Bizarrerien gezeitigt. In Clemens Setz' Roman "Monde vor der Landung" stieß ich gestern passenderweise auf folgende Passage. Im Ersten Weltkrieg begehen deutsche und k.u.k. Soldaten gemeinsam eine Feier, die verbündeten Kameraden tauschen sich über ihre obersten Befehlshaber aus:

Etwa staunte man auf deutscher Seite nicht wenig über die Tatsache, dass der eben eingesetzte junge Kaiser von Österreich, Karl I., zugleich als Karl IV. König von Ungarn und Kroatien und außerdem als Karl III. König von Böhmen war. In jedem Herrschaftsgebiet wurden die Karls anders gezählt, je nachdem, wie viele es da vorher gegeben hatte. Eins, drei, vier – man wiederholte die Zahlen und einigte sich darauf, dass die Zwei schmerzlich fehlte. Hoffentlich würde eines der neu eroberten Ostländer dazu passen und mit nur genau einem historischen Karol oder Karlo in seiner bisherigen Herrschergeschichte die unschöne Zahlenlücke füllen.

Wenn ich in Wikipedias Karl-Liste nichts übersehen habe, hätte sich kein Land im Osten, sondern höchstens Portugal angeboten, wo ein Karl Nummer 1 als Vorletzter die wenige Jahre vorher abgeschaffte Monarchie angeführt hatte.

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