Donnerstag, 25. April 2024

TITANIC vor zehn Jahren: 5/2014

Der erste Titel von Juniorredakteur Moritz Hürtgen!


So etwas nennen wir einen Verweigerungstitel; das Thema der Stunde schien ausweislich des "Eckenbrüllers" der drohende WK3 gewesen zu sein. Darum geht es in der Aufmacher-Strecke von Hürtgen, Rürup und mir: "'Moment!' werden Sie nun rufen, 'der Dritte Weltkrieg hat bereits begonnen? Davon stand aber nichts in der Zeitung' – Doch keine Angst, er läuft bereits in einer geschlossenen Beta-Phase (Syrien, Krim, etc.) und wird weltweit von zigtausend eifrigen Volunteers und Medienvertretern (Spiegel, Welt, The Sun, CNN, Russia Today u.v.m.) vorbereitet. Sobald die Fußball-WM vorüber ist und steinalte Mahner und Bremser wie Helmut Schmidt endlich gestorben sind, steht einem Ausbruch nichts mehr im Wege."


Zuverlässig gewarnt wird auch davor, dass unser Nachwuchs praktisch komplett verloren ist, Pisa-Ergebnisse, Umfragen und andere Indikatoren nähren schlimmste Befürchtungen. 2014 etwa kam raus, dass 20 % aller deutschen Schülerinnen und Schüler nicht "fit für den Alltag" sind, was immer das bedeutet haben mag. Hausdichter M. Hürtgen gab gereimte, von St. Rürup illustrierte Handreichungen für ahnungslose Kids:


Ein paar Jahre vor Beginn der Inflation wurde das Land von der mysteriösen Deflation heimgesucht ("Preise im Sturzflug: Wenn das Geld balla-balla wird"). "Das etwas langweiligere Top-Thema" brachten uns die Finanzexperten Tietze/Wolff/Ziegelwagner in einer bunten Wundertüte näher.


Ein überraschendes, frisches Witzobjekt haben sich die "Hier lacht der Betrachter"-Macher ausgesucht. (Die Themen werden immer mit circa dreimonatigem Vorlauf ausgewählt.)


Quorn, der inzwischen ein wenig aus der Mode gekommene Fleisch-Ersatz auf Pilzbasis, hat die Cartoonisten wie die gesamte Redaktion derart doll und lange fasziniert, dass es sich gut ein Jahr später, während Elias Haucks kurzen Frankfurter Gastspiels, begab, dass er und ich zufällig gemeinsam bei Rewe waren und Elias mir aus gut zwanzig Metern Entfernung zurief: "Hier gibt's Quorn!"

Was ist eigentlich aus den Muslimbrüdern geworden? Nach diesem lustigen Kahl-Gemälde (U3) sind sie mir nur noch selten in den Nachrichten begegnet.


Weiteres Notierenswertes
- Bezüglich des Startcartoons in diesem Heft, der sich auf das Quotentief der von Markus Lanz verwesten Samstagabend-Institution "Wetten, dass..?" bezog und den ich aus Gründen der Heikelkeit hier nicht einbinden mag, bedauerten mehrere Stimmen aus dem näheren Umfeld, dass er nicht Titel geworden ist. In der Redaktion hatten wir uns dagegen entschieden, weil das wiederholte Verwursten des Sujets uns als billige Masche hätte ausgelegt werden können.
- Immer wieder lesenswert ist Tim Wolffs mit sämtlichen Völkerklischees genüsslich spielende Übersicht antieuropäischer Parteien (S. 32f.), von Frankreichs Front National über den flandrischen Vlaams Belang bis zur deutschen, na, ihr wisst schon.
- Sehr, sehr selten: ein über zwei Seiten erzählter Kamagurka-Comic (S. 29f.)! In den Neunzigern gab es die Reihe "Raketenmann", aber an spätere Comics erinnere ich mich nicht; heute drucken wir von Kamagurka ausschließlich Einzel-Cartoons.

Schlussgedanke
Ich muss gestehen, dass mich diese Ausgabe nicht so recht "abholt". Uninspiriert erscheinen mir die Themen (bis auf Quorn!), zweckmäßig die Formen. Abgesehen von wenigem, was wirklich "knallt", bleibt nichts im Gedächtnis, die Beitragenden (auch ich!) bewegten sich hier auf niedrigem mittleren Niveau.

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