Mittwoch, 26. Dezember 2012

Von Löwen und Persern

Serendipity nennt man es, wenn man bei der Suche nach irgendetwas auf etwas anderes stößt, das sich im Nachhinein als viel relevanter als das ursprünglich Gesuchte entpuppt. Ein Musterbeispiel ist die unbeabsichtigte Entdeckung Amerikas durch Herrn Kolumbus. Oft tritt dieser Effekt im Internet zutage: wenn man also bei der Online-Recherche zufällig etwas Interessantes entdeckt.

Interessant ist zum Beispiel die Etymologie von Serendipity. Man kann sie überall nachlesen, weswegen ich sie hier nicht als Eigenleistung verkaufen möchte, sondern nur kurz wiedergebe.
Horace Walpole, Sohn des britischen Premierministers Robert Walpole, schrieb 1754 einen Brief an den britischen Botschafter in Florenz, Horace Mann (damals hießen alle Horace). Darin erklärt Walpole, dass er das Wort dem englischen Titel des persischen Märchens The Three Princes of Serendip entnommen habe. (Das Original von 1557 ist allerdings italienisch und heißt Peregrinaggio di tre giovani figliuoli del re di Serendippo. Der Herausgeber hatte die Geschichte von einem italienischen Autor gehört, der sie wiederum in dem persischen Märchengedicht Hasht-Bihisht von ca. 1302 kennengelernt hatte, welches wiederum auf dem Haft Paykar von ca. 1197 basiert, welches wiederum seine Wurzeln im persischen Königsbuch hat. Uff!)
In besagter Geschichte geht es jedenfalls um drei Prinzen, die immer wieder durch eine Mischung aus Glück und Gewitztheit in erbauliche Abenteuer taumeln. Walpole fand dieses Prinzip offenbar so einleuchtend und faszinierend, dass er dem Begriff mit serendipity einen Namen gab. Das namensgebende Herkunftsland der Prinzen, Serendip, ist ein alter Name Sri Lankas, der eine arabisierte Form des Sanskrit-Wortes Simhala-dvipa darstellt (simha- "Löwe" und dvipa- "Insel", vgl. auch Singapur, wörtlich "Löwenstadt"). Aus Simhala wurde übrigens im Pali (eine mittelindische Sprache) Sihalan und daraus im Malaysischen Sailan, was dann in Europa als Ceylon amtlich wurde.

Dafür, dass es das Wort Serendipity schon so lange gibt, kam es recht spät in Mode. Laut Google Ngram ist ein bemerkenswerter (gleichmäßiger) Anstieg erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auszumachen, im deutschen Sprachraum auch, allerdings mit zwei zwischenzeitlichen Rückgängen. Die deutsche Variante Serendipität gibt es im Übrigen auch, ist aber selten.

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