Montag, 21. August 2017

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Trumbo
Sehenswerte Darstellung eines (Neben-)Schauplatzes des Kalten Krieges, nämlich der Verfolgung kommunistischer Filmschaffender durch das "Komitee für unamerikanische Umtriebe". Hintergrundlektüre lohnt sich: Neben der Titelfigur, dem geblacklisteten Drehbuchautor Dalton Trumbo (oscarnominiert: Bryan Cranston), sowie Ikonen des alten Hollywood wie John Wayne und Otto Preminger hat es auch die meisten auftauchenden Nebencharaktere tatsächlich gegeben, während andere wie der von Louis CK (!) gespielte Arlen Hird eher an historische Figuren angelehnt sind. Schade fand ich, dass man Kirk Douglas nicht noch einmal reaktivieren konnte, auf dass er sich im Epilog selbst verkörpert (seine junge Version hat Dean O'Gorman, der Zwerg "Fili" aus der Hobbit-Trilogie, übernommen).

The Visit
Über M. Night Shyamalan habe ich mich schon öfter positiv geäußert. Auch "The Visit" kann ich nur in hohen Tönen loben. Er ist anders als seine Vorgänger, und doch kann nur Shyamalan einen solchen Film drehen. Das Wort "Wahnsinn" schoss mir beim Schauen mehrmals durch den Kopf. Es geht um zwei Kinder, die zum allerersten Mal ihre Großeltern besuchen, und die benehmen sich ... merkwürdig. Grusel wechselt sich ab mit leisem, abseitigem Humor, und man fragt sich sehr lange, ob es einen übersinnlichen Hintergrund gibt oder nicht (am Ende weiß man's und ist befriedigt). Dass dieser Thriller von 2015 in (heutzutage ja recht abgeschmackter) First-person-Handkameraperspektive erzählt wird, ist ein Kniff, den es nicht gebraucht hätte, der aber auch nicht stört.

Der Außenseiter (OT: School Ties)
Ein von mir bis dahin übersehenes Highschool-Drama aus dem Jahr 1992 nach einem Drehbuch von Dick Wolf, dem Godfather des Crime-Procedurals ("Law & Order" & Co.), in dem man spätere Superstars wie Matt Damon und Ben Affleck in frühen Auftritten sehen kann. Die Hauptrolle übernimmt Brendan Fraser, der in den 1950er Jahren als jüdischer Arbeitersohn dank Football-Befähigung mit einem Stipendium auf ein Elite-Internat kommt.  

The Flock - Dunkle Triebe
Leicht hysterischer und in Sachen Exploitation und Selbstjustiz-Verharmlosung etwas dick auftragender Triebtäter-Thriller mit Richard Gere und Claire Danes (welche hier ihre Paraderolle in "Homeland" ein bisschen vorwegnimmt).

Bastille Day (OT: The Take)
Geschmeidig inszenierter Actioner, der mit zunehmendem Verlauf überraschend politisch wird. Von Amazon co-produziert, in Paris gedreht, mit Idris Elba und Richard Madden (Robb Stark aus "Game of Thrones") besetzt und mit rund 90 Minuten angenehm unlang.

Dunkirk
Ebenfalls nicht übermäßig lang, aber dank Nolans einzigartiger Erzählweise, Hans Zimmers ununterbrochenem Wummer-Score, der einnehmenden Kameratechnik und dem an die Schmerzgrenze gehenden Kriegsgedröhne intensiv nachwirkend. Ein Streifen, der für die große Leinwand gemacht wurde und der mindestens einen Academy Award für "Best Sound Editing" oder "Best Sound Mixing" verdient hat. Bemerkenswert ist, dass dem ganzen Bombast, quasi als Antithese, die relative Blutarmut und die, nun ja, "bescheidene" Besetzung entgegensteht (Tom Hardy trägt den bekanntesten Namen im Ensemble und hat als maskentragender, schweigsamer Kampfpilot eine fast schon undankbare Rolle). Unterm Strich kein revolutionäres Werk, aber ein weiterer Beweis dafür, dass dieser Christopher Nolan sein Handwerk schon ziemlich gut beherrscht.

Der große Coup
In diesem Gangsterstück von 1973 darf Walter Matthau mal ein kriminelles Schlitzohr geben, auch wenn der "Coup" letztlich gar nicht so "groß" ist. In Erwartung eines altmodischen Heist Movies wurde ich jedenfalls enttäuscht. Überhaupt gibt es einige Ungereimtheiten und Unzulänglichkeiten; gleich zu Beginn etwa stirbt das weibliche Mitglied des Bankräubertrios, was beim Zuseher aber keinerlei Empathie für die Verbrecher auslöst, weil die Frau bis dahin in keiner Weise etabliert wurde. Später kriegt der auf Connery-Bond getrimmte Matthau dann doch noch eine (sich total willkürlich anbahnende) Liebelei auf den behaarten Leib geschrieben; das musste wohl irgendwie noch rein. Fazit: mäßig gut gealterter Thriller.

Zeugin der Anklage
Zeitlos grandios ist hingegen dieser 60 Jahre alte Klassiker von Billy Wilder nach der – was mir zugegebenermaßen neu war – Bühnenvorlage von Agatha Christie. Beim Abspann bittet eine Stimme, den Film weiterzuempfehlen, aber auf keinen Fall die Auflösung zu verraten. So was sollte heute wieder eingeführt werden! Die deutsche Fassung ist äußerst gelungen, zum einen enthält sie zauberhafte Formulierungen wie "Sie Muffelpeter" oder "Skalpellritter" (= Ärzte), zum anderen sind die britischen Rechtstermini adäquat ins Deutsche übertragen worden, wobei interessanterweise der Jurist und Politiker Gerhard Kramer behilflich war. Nachdem ich solche alten Schinken gesehen habe, überprüfe ich gerne bei imdb, ob irgendjemand von den beteiligten Schauspieler(inne)n noch am Leben ist. Und Tatsache: Ruta Lee, die in "Zeugin der Anklage" eine junge Frau namens Diana spielt, hat dieses Jahr ihren 82. Geburtstag gefeiert und kann sogar noch zwei Credits für 2017 vorweisen. 

Train to Busan
Ein südkoreanisches "Walking Dead"-Szenario in einem Zug. Relativ stark an westliche Sehgewohnheiten anpasst, weil offensichtlich für den internationalen Markt produziert, aber auch mit dem einen oder anderen Seitenhieb auf den entmenschlichenden koreanischen Turbokapitalismus.

Daddy's Home
Als Will-Ferrell-Superfan hätte ich sowieso nicht geglaubt, von einer Will-Ferrell-Komödie enttäuscht zu werden, aber "Daddy's Home" von 2015 (co-starring Mark Wahlberg) ist nicht nur nicht enttäuschend, sondern hat es auf Anhieb in meine Top 5 der Will-Ferrell-Komödien geschafft. Bereits in den ersten Minuten habe ich mir mehrmals auf die Schenkel geklopft! Das Drehbuch kommt zwar nicht vom angestammten Will-Ferrell-Komödien-Traumduo Ferrell/McKay (die aber immerhin als Produzenten verwantwortlich zeichnen), doch die Autoren treffen den typischen Ton von Will-Ferrell-Komödien mit Bravour. Hach, Will-Ferrell-Komödien ...

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