Montag, 1. Juli 2019

Lob der Routine

Ich würde mich ja als durchaus experimentierfreudigen Menschen beschreiben. Ich probiere gerne neue Speisen aus, ich habe Dutzende, zum Teil gefährliche Länder bereist, und wenn ich ein Trampolin sehe, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ich draufsteige. Aber ich mag auch Routinen und Konstanten, Anker und Gerüste, die mir Halt und das Gefühl, mein Leben im Griff zu haben, verleihen. Wenn ich morgens aufstehe, weiß ich bereits grob, was bzw. wo ich abends essen werde. In Sachen Bekleidung und Hygiene überlasse ich nichts dem Zufall. Für spontanes Weggehen bin ich nicht zu haben. Routenplanung macht mir Spaß, auch wenn das heutzutage dank des technischen Fortschritts kaum lange im Voraus notwendig ist. Ich hatte noch nie Geldprobleme, weil ich von frühester Jugend an gelernt habe, vorausschauend und sorgsam mit meinen Finanzen umzugehen. Ich schreibe Einkaufszettel und vermeide die Anhäufung von Schmutzwäsche und Pfandflaschen in meiner Wohnung.

Ja, ich gebe zu: In gewissen Aspekten mag auch ich nachlässig sein und zum Chaos neigen. Aber wenn ich mir etwas vornehme, rücke ich ungern davon ab. Aktuelles Beispiel: Gestern hatte ich mir in einem "Rewe To Go" eine Banane gekauft, die ich heute zu essen gedachte. (Mindestens eine Portion Obst pro Tag muss schon sein.) Leider vergaß ich die Banane zu Hause. Also ging ich heute Nachmittag vom Büro zu meiner Wohnung zurück, um die Banane zu holen und zu verspeisen. Ich hätte die Frucht ja auch morgen oder nach der Arbeit essen können, aber in meinem Kopf war das Vorhaben "am Nachmittag des 1. Juli eine Banane essen" fest zementiert. Irgendwo eine Ersatzbanane zu besorgen, wäre nicht infrage gekommen.

Das erklärt möglicherweise, warum ich seit sieben Jahren durchgehend, im Abstand von höchstens drei Tagen dieses Blog mit Content befülle. Denn auch Kybersetzung ist ein Anker in meinem Leben, und zwar einer der wichtigsten.

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