Dienstag, 9. Juli 2019

Das große Burger-Fressen

Weil ich am Wochenende Zeit dafür hatte, habe ich mir gleich zweimal hintereinander Hamburger gemacht und dabei allerlei getestet. Aber seht selbst:


Am Samstagabend briet ich mir den veganen Incredible Burger von Garden Gourmet, der neulich im großen Vergleich der FAS zum drittbesten fleischlosen Pattie gekürt wurde (auf Platz 1: der inzwischen legendäre "Beyond Meat"-Burger, den ich leider noch nicht im Handel auftreiben konnte, aber bereits in der McDonald's-Version essen durfte und für durchaus befriedigend befand). Obwohl dick "NEU" auf der Packung steht, wird er schon jetzt als "Veggie-Klassiker" angepriesen. Soja- und Weizenprotein bilden die Basis. Die Beschreibungen "unglaublich saftig" und "zarte Konsistenz" sind zutreffend. Beim Braten tritt richtiger "Fleischsaft" aus, was für unschöne temporäre Verfärbungen, um nicht zu sagen: für eine üble Sauerei in der Pfanne sorgt; möglicherweise ist das Grillen auf dem Rost die zu bevorzugende Zubereitungsweise. Wie nah der Pflanzenscheibling geschmacklich an eine Rindfleisch-Bulette heranreicht, vermag ich nicht zu sagen, da es lange her ist, dass ich eine solche verspeist habe, aber ich war sehr zufrieden, zumal der Eigengeschmack des Patties angesichts des "Flavor-overflows" durch die übrigen Burger-Schichten (dazu gleich mehr) eh zweitrangig ist. Ich habe selbstverständlich die gesamte Packung mit zwei Portionen (à 113 Gramm) vertilgt und war danach schön satt.


Am Sonntag ging es weiter mit "Deutschlands erstem Insekten-Burger" von der Bug Foundation. Die Packung enthält zwei tiefgefrorene Patties (2x98 g) aus Buffalowürmern, i.e. den Larven des Glänzendschwarzen Getreideschimmelkäfers, und kostet normalerweise 5,99 €, war aber bei Tegut für den Sonderpreis von 2,99 € zu haben! Lange habe ich abgewogen, ob es für mich ethisch vertretbar ist, Insekten zu essen. Ist es nicht bigott, ausgewählte Tiere zu verschonen und andere nicht? Wo zieht man die Grenze? Sind Geschöpfe mit Zentralnervensystem schützenswerter als welche mit Strickleiternervensystem? Andererseits wäre es auch bigott, Insekten regelmäßig totzuklatschen, sobald sie in meine Wohnung kriechen (erst vergangene Woche killte ich vier Ameisen, die es bis in meinen Flur geschafft hatten), sie dann aber als Part einer neuartigen, alternativen Zuchtmethode abzulehnen. Ich gehöre ja nicht dem Jainismus an, dessen Anhänger stets einen Handfeger bei sich führen, mit dem sie sämtliche Sitzgelegenheiten vor dem Platznehmen freikehren, um nicht versehentlich ein Tierchen zu zerquetschen. Wohl aber habe ich schon einmal bei einem Langstreckenflug die Bordverpflegungs-Option "Jain meal" gewählt, denn ebenso wie tierische Produkte ist nach jainistischem Speisegebot alles tabu, was unter der Erde wächst, sprich: auch Zwiebeln, die ich bekanntlich verabscheue. Insofern müsste ich als Jain den Insektenburger dreifach verschmähen: Neben der Hauptzutat, den Würmern (60 % der 45 % Grundmasse), sowie (religiös unbedenklichem) Soja sind den Patties nämlich 2.) Eiklar und 3.) Zwiebeln beigemengt, und Letztere schmeckt man leider deutlich heraus. Schon beim Anbraten bemerkt man ihre Anwesenheit – es stinkt, dass Gott erbarm'!
Auch versucht der Larven-Burger gar nicht, eine Fleischschnitte nachzuahmen, sondern geht von Aussehen und Konsistenz her eher in Richtung Grünkernbratling, was man positiv oder negativ sehen kann.



Aufgepeppt habe ich die Burger jeweils mit gewöhnlichen sauren Sandwichgurken, Hengstenberg BBQ Kraut by Mildessa – einem Mix aus Sauerkraut und rauchiger Barbecue-Sauce – und Leerdammer für Toast & Burger herzhaft-intensiv, dessen USP ein erhöhter Schmelzfaktor sein soll, was mir jedoch nicht aufgefallen ist. (Gerne verwende ich für Burger reiferen Cheddar, aber der Leerdammer taugt schon.) Ins Auge war mir zudem Thomy Ketchup weniger Zucker gefallen ("Mit 80% Tomaten und 35% weniger Zucker als herkömmliche Ketchups im Markt"); mit ihm bestrich ich zwei der vier oberen Brötchenhälften (die anderen mit Dijonsenf resp. der restlichen Blues Hog-Soße). Apropos: Bei den Brötchen entschied ich mich dieses Mal für die Brioche Buns der Rewe-Eigenmarke Beste Wahl (nicht im Bild). Sie sind sowohl angetoastet als auch pur einigermaßen "aufweichfest"/strukturbeständig und stellen einen ordentlichen Geschmackskontrast dar, auch wenn in einem Grillforum moniert wird, sie seien "kleiner, sehen nicht so schön aus, sind nicht so fluffig und auch vom Geschmack her enttäuschend... von der Butter, welche ja in einem Brioche-Bun enthalten sein sollte, war hier geschmacklich eher nichts festzustellen".

Ich fasse zusammen.
"Incredible Burger": 9/10
"Insekten-Burger": 2/10
"BBQ Kraut": 6,5/10
"Leerdammer für Toast & Burger": 7/10
"Ketchup weniger Zucker": 7/10
"Brioche Buns": 7,5/10

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