Donnerstag, 13. Mai 2021

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Bridge of Spies
Auch schon wieder sechs Jahre alt ist dieser Historienthriller, der in reichlich über zwei Stunden die Hintergründe der Praxis des Gefangenenaustauschs im Kalten Krieg anhand des wahren Schicksals Rudolf Abels nacherzählt. Einiges darüber wusste ich bereits, vieles nicht. Mit Spielberg auf dem Regiestuhl und Tom Hanks in der Hauptrolle kann freilich nicht viel schiefgehen. Ich würde "Bridge of Spies" mit "München" auf eine Qualitätsstufe stellen.

Meet the Censors
Eine oft mutige, teils etwas unkritische, aber durchweg erhellende Dokumentation über Medienzensur in verschiedenen Staaten. Ulkig ist die Darstellung der kafkaesken Hängeregistraturenwelt des deutschen Behördenapparats, der sich mit dem neuen Netzwerkdurchsetzungsgesetz konfrontiert sieht und von den schwammigen Verordnungen regelrecht überrumpelt wird. Außerdem begibt sich der norwegische Filmemacher u.a. nach China, Indien und in den Südsudan.

The Help
Auch schon wieder zehn Jahre alt ist dieses Historiendrama, das in reichlich über zwei Stunden - - herrje, ich schreibe scheint's nur noch mit Satzstanzen, in Musterbuchstabenfolgen, Tschullo! Aber dass "The Help" wirklich von 2011 ist, war mir nicht klar! Ist es überhaupt ein reines Drama? Nein, es gibt durchaus humoristische Elemente, und insgesamt überwiegt eine positive Stimmung, ohne dass Schönfärberei oder Verkitschung zu ertragen wäre, besonders das bitter-süße Ende ist mehr bitter als sweet. Der Cast, von Emma Stone über Bryce Dallas Howard bis natürlich zu Octavia Spencer, ist wundervoll.

Nothing Personal
Ein weniger bekannter Vertreter des Zivilisationsflucht-Genres, bei dem der Antrieb und die Hintergründe der in diesem Fall nach Irland fliehenden Aussteigerin aber weniger deutlich zutage treten als etwa bei "Wild". Von der Stimmung her erinnerte mich dieser Film der polnischen Autorin-Regisseurin Urszula Antoniak eher an "Lost Bayou". War okay.

Sound of Metal
Emotional geht es auch in dieser zu Recht hochgelobten Amazon-Produktion über einen seine Hörkraft einbüßenden Drummer (Riz Ahmed) zu. Schön, dass man Olivia Cooke jetzt überall sieht! Ansonsten hätte ich mir mehr Metal-Einlagen gewünscht, denn das, was (z.B. zu Beginn) zu hören ist, hat ordentlich gerockt!

The Last Blockbuster
Eine amerikanische Dokumentation über die allerletzte Filiale der Videothekenkette "Blockbuster". Skurril, witzig, sympathisch, mit etlichen prominenten Zeitzeugen.

Angels' Share
Mein zweiter Ken-Loach-Film, und der ist trotz offenbar unvermeidbarem Sozialelend sowie beinahe deplatziert erscheinender Brutalität wesentlich flotter als "Daniel Blake", hat einen stringenteren Plot und geht mehrheitlich sogar als Gaunerkomödie durch, bei der man nebenbei Appetit auf Whisky bekommt, wenn man dafür anfällig ist (was ich nicht bin, Gott bewahre).

Der Prinz aus Zamunda (OT: Coming to America)
In Vorbereitung auf die kürzlich rausgekommene Fortsetzung war der erste Teil von 1988 nachzuholen. Über 30 Jahre ist der alt, gute Güte! Man merkt, dass hier voll und ganz auf die Strahlkraft und die damalige Superstarpower Eddie Murphys gesetzt wurde, ja manchmal hatte ich das Gefühl, man hätte sich damit begnügt, Eddie Murphy einfach zu zeigen, seine Präsenz zu zelebrieren: "Schaut, da ist Comedy-Megastar Eddie Murphy! Alles, was er macht, ist lustig, genießt es!" Durch diese "Über-Inszenierung" wirken einige Szenen etwas in die Länge gezogen, wie der Film mit seinen 117 Minuten überhaupt recht üppig ausfällt für eine Komödie. Und doch: Das natürliche Charisma Murphys lässt sich nicht abstreiten, und dass er hier, wie er es oft und leidenschaftlich tut, in mehrere Rollen schlüpft und zudem die Story selbst erdacht hat, spricht für ihn.

Der Aufstieg (OT: L'ascension)
Ein junger Mann aus einem Pariser Banlieu erklimmt, um das Mädchen seiner Träume zu beeindrucken, den Mount Everest und wird dabei von einem lokalen Radiosender gesponsert. Da ich Bergsteigerabenteuern meistens etwas abgewinnen kann und weil die Hauptfigur sausympathisch ist, fühlte ich mich gut unterhalten. Die typisch französische Naivität (die ich an dieser Stelle schon mehrfach moniert habe) bleibt leider nicht aus.

Wie klaut man eine Million? (OT: How to Steal a Million)
Wie schon "Rififi" und "The Sting" konnte auch dieser Heist-Klassiker nicht wirklich überzeugen. Dennoch ist er den beiden genannten um einiges überlegen, punktet er doch mit einer hinreißenden Audrey Hepburn und mit einer einigermaßen durchdachten Story. Der Beutezug an sich hat tatsächlich ein-zwei clevere Ideen, allerdings auch mindestens eine Schwachstelle, die ich aus Spoilergründen nicht benennen möchte. Man bedenke: Die Krimi-Romanze von William Wyler ("Ben Hur") kam 1966 in die Kinos, und wie ich gelernt habe, hat dieses Genre erst später eine Form gefunden, die durch und durch Spaß macht. Wie die Ganoven laufen lernten, ist dann immerhin filmhistorisch interessant zu beobachten.

1 Kommentar:

  1. Zum Prinz aus Zamunda muss ich kurz loswerden, dass es vor ein paar Wochen / Monaten auf Arte eine sehr sehenswerte Doku über Eddy Murphy gab, die sich auch noch online finden lässt: https://www.youtube.com/watch?v=FYBFaOMYC8I Wirklich sehr sehenswert. Sie hat meinen Blick auf den Film (und einige andere) nachträglich verändert. Den Prinz aus Zamunda empfinde ich als einen der gelungensten von und mit Eddy.

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