Freitag, 19. Januar 2018

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme (IV. Quartal 2017)

Ich, Daniel Blake
Mein erster Ken-Loach-Film, wie ich zu meiner Schande zugeben muss (wobei es sein kann, dass ich 2006 "The Wind that Shakes the Barley" gesehen habe; in jenem Jahr habe ich so viele Filme geschaut, dass ich meinem Gedächtnis diesbezüglich nicht recht traue). Mein Eindruck ist ein positiver. Das Personal ist tatsächlich so liebenswert, die Geschichte so lebensnah, die Erzählweise so ungeschönt, wie es jede einzelne aller fast schon zwanghaft lobhudelnden Kritiken zu Ken-Loach-Dramen nahelegt.

Allied: Vertraute Fremde
Gegen Ken Loach, der beim Dreh von "I, Daniel Blake" bereits 80 Jahre alt war, ist Robert Zemeckis (*1952) ein Jüngling, aber trotzdem ein alter Hase mit einer beachtlichen und beachtlich bunt gemischten Filmographie. Dass er sich nicht auf Genres festlegt, hat er mit seinem letzten Werk (2016) abermals bewiesen – mehr sich selbst als seinem Publikum, denn den romantischen Spionagethriller hat er mit dieser Geschichte (starring Brad Pitt und Marion Cotillard) nicht neu erfunden. Allzu viel erinnert an "Casablanca", zum Beispiel die Tatsache, dass "Allied" ZUR ZEIT DES ZWEITEN WELTKRIEGS IN CASABLANCA spielt. Nun ja, das Ensemble ist nicht übel, Schusswechsel und Verfolgungsjagden kommen in ihrer überlegten Dosierung gut rüber, und insgesamt ist alles nett anzusehen (Oscarnominierung für das beste Kostümdesign).

Es (2017)
An der Buchvorlage möchte ich diesen (angesichts von "Stranger Things" wenig überraschenden) Hit nicht messen, denn an dieser muss jede Verfilmung scheitern. Dass die zwei Zeitebenen streng getrennt worden sind (die Fortsetzung 2019 wird sich ausschließlich den Geschehnissen im Erwachsenenleben des "Clubs der Verlierer" widmen), ist in der Tat beklagenswert. Den Figuren hätte zweifellos mehr Tiefe verliehen werden können, gerne zu Ungunsten der vielen over-the-top-Horrorszenen (die sich in Sachen gore dann aber doch im Rahmen halten). Dass die Kinder einen hervorragenden Job machen, dürfte sich herumgesprochen haben, und Bill Skarsgård kann Tim Curry als "Pennywise" durchaus das Wasser reichen.

Office Christmas Party
Einmal mehr war ich naiv genug zu glauben, eine amerikanische Chaoskomödie könnte mich zum Lachen bringen. Eine craaaazy Weihnachtsfeier würde enormes Komikpotenzial bergen, hatte ich gehofft. Am Ende war es die gewohnte, zum x-ten Mal aufgewärmte fade Suppe, die uns die "Hangover"-Macher vor vielen Jahren eingebrockt haben, und die vergeudeten 105 Minuten bekomme ich nie wieder zurück. Dass am Ende alle Figuren geläutert und miteinander versöhnt sind, mag ein obligatorischer Bestandteil solcher "Woahoho, alles läuft aus dem Ruder"-Possen sein, aber in diesem Fall ist es sogar das einzige, was mich rückblickend ein bisschen milde stimmt. Und natürlich das komödiantische Talent von Kate McKinnon. 

The Infiltrator
Basierend auf einer wahren Begebenheit: Bryan Cranston schleust sich als Special Agent der Zollbehörde in das Drogenkartell von Pablo Escobar ein. Hat seine Momente, ist aber nicht überragend.

Rings
Mehr als ein Jahrzehnt nach "The Ring" 1 + 2 – welche ich zu den seltenen Fällen zähle, in denen das US-Remake gelungener als das Original ist – wurde dieses kropfartig überflüssige Sequel auf uns losgelassen. Spannungsarm, unatmosphärisch, überraschungslos kommt es daher, die einzige originäre Idee ist, dass diesmal ganz viele Leute das ominöse Todesvideo kucken!!! Ich bin normalerweise kein Second-screen-Junkie, aber hier habe ich die Hälfte der Zeit nebenbei am Handy gehangen.

Tod auf dem Nil 
"Mord im Orient-Express" hatte ich beim letzten Mal in der Liste; meine Bewertung war eher meh. An den vier Jahre nach dem hochgelobten Christie-Klassiker erschienenen "Tod auf dem Nil", welcher gemeinhin als schlechter gilt und auch kaum mit Auszeichnungen bedacht wurde, hatte ich entsprechend niedrige Erwartungen ... welche haushoch übertroffen wurden! 1. Peter Ustinov ist als Hercule Poirot um Längen besser. 2. Die Auflösung und der Weg dorthin sind weitaus cleverer als beim "Orient-Express". 3. Viele (na gut, beinahe zu viele) hübsche Aufnahmen von Ägypten. 4. Maggie Smith und Angela Lansbury! (Beide leben übrigens noch; von Smith wusste ich das, aber Miss "Mord ist ihr Hobby" habe ich wie ihren Kollegen Peter Falk für tot gehalten, dabei wird die Gute noch in diesem Jahr 92jährig in "Mary Poppins Returns" zu sehen sein! Ich bitte um Entschuldigung.) Eine Neuverfilmung von "Death on the Nile" ist, man hat es geahnt, momentan in der Mache.

Casino Undercover (OT: The House)
Und noch eine "amerikanische Chaoskomödie" (s.o.), die zu sehen ich allerdings wegen Will Ferrell und Amy Poehler praktisch gezwungen war. Beide geben erwartungsgemäß ihr Bestes, allein: die Gags sind mau, die Handlung ist banal, Wahnsinn kaum vorhanden. Umso mehr freue ich mich auf "Daddy's Home 2".

Star Wars - Episode VIII: Die letzten Jedi 
Puh, die zehntausendste Star-Wars-Rezension braucht kein Mensch, schon gar nicht von mir, zudem habe ich keine Lust darauf. In 19 Wörtern: Etwas zu lang, aber insgesamt ein toller Spaß, den ich mir mit Vergnügen irgendwann ein zweites Mal anschauen werde.

Hard Rain 
Ein zu Recht vergessenes feuchtes Neunzigerjahre-Spektakel, dessen Action beizeiten ermüdet. Die Wasserfluten sind zugegebenermaßen eindrucksvoll in Szene gesetzt, und Morgan Freeman und Christian Slater sind ja nie wirklich enttäuschend.

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