Dienstag, 4. Juli 2023

Betr.: Inflation, Ketchup, Bankomat, Simpsons

Die "gefühlte Inflation" betrage in Deutschland 18 Prozent, wurde Mitte letzten Monats in der Presse verlautbart, die tatsächliche Inflationsrate für den Juni wurde nun auf 6,4 taxiert. Die Folgen der Teuerung, was Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs angeht, gelingt es mir nach wie vor zu umschiffen, denn glücklicherweise habe ich Zeit und Geduld, Sonderangebote zu recherchieren und Preisvergleiche anzustellen (wenn auch neuerdings überwiegend digital).
In anderen Bereichen werde jedoch auch ich hin und wieder unvermittelt vom Preishammer getroffen. Ich komme gerade von der Apotheke und habe dort fast 20 Euro gelatzt: für eine gewöhnliche Packung 400er-Schmerztabletten (Nun gut, immerhin original Ratiopharm-Ibus. Wo sind die Zeiten hin, als einem standardmäßig das günstigere Generikum angeboten wurde?) sowie 10 Gramm eines Mundhöhlen-Gels, das ich für eine verletzte Stelle am Zahnfleisch brauche (Slogan: "Wund im Mund / Gesund im Mund").
Vorher habe ich Hemden zu meiner Stamm-Wäscherei gebracht. Hat ein Teil früher mit 1 Euro zu Buche geschlagen, kostet die Reinigung jetzt fast 2,- € pro Stück. Puh.

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Bei Rewe stand ich etwas unschlüssig vorm Ketchup-Regal, auch hier wieder Überlegungen zu Kosten und Qualität anstellend. Ein anderer Kunde, ein mittelalter Mann, rief mir zu: "Nehmen Sie bloß nicht Heinz! Der wurde neulich von Öko-Test mit der allerschlechtesten Note bewertet. Die Eigenmarke ist völlig in Ordnung, und Sie sparen auch noch Geld." Von dem Test hatte ich gehört, leider bin ich Heinz-Fan, so lange ich denken kann, und war auch jetzt wieder kurz davor, zur klassischen Heinz-Flasche zu greifen. Manchmal braucht man aber einen sanften Schubser, und so nahm ich die Sorte "Weniger Zucker" von Thomy mit.

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Eine ungleich unschönere, ja regelrecht erzürnende Erfahrung mit einem Mitmenschen musste ich vor einem Geldautomaten-Kabuff machen. Weil bereits eine Person zum Zweck des Geldabhebens darinnen war, wartete ich brav vor dem winzigen Raum, damit dieser nicht verstopft würde. Was aber macht jener Anzugtyp, der sich stracks von hinten nähert? Marschiert in die Bankomaten-Kammer und platziert sich ungeduldig hinter der darin noch sich betätigenden Person like he fucking owns that place! Man müsste solche Hirnis von Rechts wegen wie eine unartige Töle zurückpfeifen und mit "Hey, Männeken!" oder noch Despektierlicherem in die Schranken weisen, aber ich hielt natürlich die Klappe.
Diese Begebenheit lässt mich nach 13 Jahren noch derart rotsehen, dass ich sie endlich mal aufschreiben musste.

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Ich lese zurzeit das Sach- und Lachbuch "Springfield Confidential", einen herrlichen Wälzer, den der langjährige "Simpsons"-Autor und -Showrunner Mike Reiss gemeinsam mit Mathew Klickstein verfasst hat. Pflichtlektüre nicht nur für Anhänger der Serie, sondern für alle, die Einblicke in komisches Schaffen bekommen möchten! Einen handlichen Terminus lernte ich dadurch kennen: wacky stack. Darunter verstehen Schreibende "eine Ansammlung von irgendwie komischen Wörtern, von denen sie hoffen, dass am Ende ein Gag dabei herauskommt". Als Beispiel wird der Name des Springfielder Comicshops genannt: "The Android's Dungeon & Baseball Card Shop". Reiss: "Ich fand, es war gut genug, denn schließlich würde dieser Comicbuchladen ja nur ein einziges Mal im Blick sein." (nämlich in der Folge "Three Men and a Comic Book" von 1992) "Seitdem ist der Laden mit seinem doch nicht so witzigen Namen in Dutzenden von Folgen aufgetaucht. Es ist mir jedes Mal neu peinlich."
Wacky stack, das werde ich mir merken, auf dass ich nie einen baue.

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