Freitag, 26. Januar 2024

Betr.: Bockenheimer Gebrüll, Landmarks, Empfänger, "Journalismus"

Wer hier schon länger mitliest, mag sich daran erinnern, wie ich in meiner Frankfurter Anfangszeit gelegentlich die speziell im Stadtteil Bockenheim auffallend massierten Schreie von geistig Verwirrten, Intoxikierten und anderweitig Entrückten dokumentiert habe. Ich wohne immer noch in Bockenheim, und die Situation ist in den letzten zehn Jahren eher bedrückender als besser geworden. Meine Begegnungen mit solchen "Originalen" und ihre Rufe, Verwünschungen und sonstigen Äußerungen sind kaum noch des Aufschreibens wert.
Gestern aber sah und hörte ich auf der Leipziger Straße doch mal wieder ein besonders herausragendes Unikum. Aus einer Seitengasse plärrte mir ein rotköpfiger circa Mittfünfziger in zerschlissenem Gewand entgegen: "Die haben mich bedrängt, BEDRÄNGT! Die fetten Schweine. Die Wildecker Herzbuben!"

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Ich schäme mich immer ein bisschen, wenn ich eine Frage bei "Jeopardy!" nicht beantworten kann, die sich um Deutschland dreht. Neulich wurde in der "Final Jeopardy"-Runde dieser clue aus der Kategorie "Landmarks" gezeigt:


"Bei 213 Fuß Breite hat dieses europäische Bauwerk des späten 18. Jahrhunderts fünf Durchfahrten, deren mittlere – anfangs – dem Hofstaat vorbehalten war." Richtig wäre gewesen: "Was ist das Brandenburger Tor?" Zwei der drei Kandidaten wussten die Lösung, doch ich wollte einfach nicht drauf kommen.
Immerhin mit "Was ist Baden-Baden?" konnte ich dienen, als in einer späteren Sendung nach dem Namen einer "German spa town" mit der Bedeutung "Baths-Baths" gefragt wurde. (Ich überlegte gerade, ob nicht "Bathing-Bathing" korrekter wäre, aber Wikipedia weiß, dass "Baden [...] derives from an earlier plural form of Bad". Lernen ist toll, oder?)

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Apropos Wikipedia: "Die nachfolgende Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und enthält nur Großempfänger, die über eine eigene Postleitzahl verfügen." So ist die auszugsweise "Liste von Großempfängern" überschrieben, auf welcher u.a. das ZDF, der Frankfurter Messeturm, die Volkswagen AG, die Scanstelle des Landesamtes für Finanzen in Detmold und das Amtsgericht Wedding stehen. Auch ich hatte schon postalischen Kontakt mit Adressaten, bei denen es reichte, Name plus Ort nebst Postleitzahl aufs Kuvert zu schreiben, beispielsweise mit der Künstlersozialkasse in Wilhelmshaven (wobei die sich die Postleitzahl mit anderen Empfängerinnen teilt – man geht dann wohl davon aus, dass der Briefträger schon wissen wird, wo die KSK sitzt).
Jedenfalls: Eine eigene Postleitzahl zugeteilt bekommen, das wäre doch mal ein life goal.

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"Sie kochte formvollendete Kartoffelknödel, bezeichnete ihre Enkel als Geschenk des Himmels: Nach ihrem Tod erinnert sich unser Autor an eine pragmatische und unerschütterliche Großmutter, die ihn ein Leben lang prägen wird." Das ist die Einleitung eines Bezahl(!)-Beitrags auf "Spiegel online". Ich habe nichts gegen den Autor, kenne ihn nicht mal, und sicher war seine Oma eine ganz patente Frau. Aber ganz ehrlich, diese Art von Journalismus ist doch nur mehr einen halben Schritt entfernt von "Mein schönstes Ferienerlebnis".

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