Samstag, 2. März 2024

Serientagebuch 02/24

01.02. True Detective 4.03
The Expanse 6.04
02.02. The Big Door Prize 1.01
Der junge Inspektor Morse 5.04
05.02. The Expanse 6.05
The Expanse 6.06
06.02. Curb Your Enthusiasm 12.01
The Big Door Prize 1.02
08.02. The Big Door Prize 1.03
Der junge Inspektor Morse 5.05
10.02. True Detective 4.04
True Detective 4.05
12.02. Der junge Inspektor Morse 5.06
13.02. The Big Door Prize 1.04
Curb Your Enthusiasm 12.02
16.02. The Big Door Prize 1.05
17.02. The Big Door Prize 1.06
19.02. The Simpsons 35.11
Curb Your Enthusiasm 12.03
20.02. The Big Door Prize 1.07
True Detective 4.06
21.02. Mrs. Davis 1.01
22.02. The Big Door Prize 1.08
Will Trent 1.01
Will Trent 1.02
23.02. Mrs. Davis 1.02
26.02. The Big Door Prize 1.09
The Curse 1.06
The Curse 1.07
The Curse 1.08
27.02. The Curse 1.09
The Curse 1.10
28.02. Mrs. Davis 1.03
Will Trent 1.03
29.02. The Simpsons 35.12
The Big Door Prize 1.10

Immer traurig, wenn eine so epische, mitreißende Reihe wie The Expanse endet. Ob der verringerte Umfang der finalen Staffel Budgetgründen oder dem Quellenmaterial geschuldet war, weiß ich nicht. Es fühlte sich so oder so schön rund an. Die cold opens, die einen zu Beginn jeder Folge in eine (buchstäblich) gänzlich fremde Welt entführten, erhielten die Neugier aufrecht, auch wenn ich jeden verstehe, dem dieses Verlassen der bisherigen mehr oder weniger realistischen Pfade "harter" SciFi missfiel. Das Ende hätte ruhig noch ein wenig emotionaler ausfallen können. In der Gesamtschau lässt sich festhalten, dass "The Expanse" zwar nie in der allerobersten Liga des Prestige TV mitspielte, aber trotzdem etwas ganz Besonderes war. Die Weltraum-Optik hat mich stets zum Staunen gebracht, auch die Effekte, sahen, wenn sie gut aussahen, richtig toll aus, und an den schauspielerischen Leistungen konnte man nix aussetzen.
Kürzlich ist ein "Expanse"-Videospiel von Telltale erschienen, welches ich spielen möchte, sobald es ins Game-Pass-Angebot rutscht.

Im Februar 2023 (so lange ist das her!) stellte ich an dieser Stelle bezüglich der vierten Staffel von Der junge Inspektor Morse "erstmals einen Qualitätsverfall" fest. Nun, damit war zum Glück kein Trend eingeleitet – die (diesmal sechs Episoden umfassende) fünfte Staffel ist brillant wie eh. Wieder gibt es einen fesselnden übergreifenden Handlungsbogen, wobei dieser am Ende nicht ganz abgeschlossen ist und in Season 6 hoffentlich wieder aufgenommen wird. Die Fälle der Woche überzeugen ihrerseits als Einzelgeschichten; zum Teil führen sie in die höchsten Kreise der Weltpolitik. Wie immer ist es erforderlich, seine Konzentration 90 Minuten lang diszipliniertst aufrechtzuerhalten. Dafür wird man dann auch belohnt. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: "Endeavour", so der Originaltitel der Serie, ist der Goldstandard britischer Krimikost.
PS: Auch hier wiederhole ich mich, aber ich rate allen Fans, nach dem Genuss die jeweiligen imdb-Abschnitte "Wissenswertes" zu konsultieren. Es ist eine Wonne zu erfahren, wie viele Referenzen und Easter Eggs die Macher in jeden einzelnen Film einweben!

Viel wurde über True Detective geschrieben und gelobhudelt (lobgehudelt?). Konnten die (diesmal nur) sechs Folgen von "Night Country" an das Niveau des nun auch schon zehn Jahre alten ersten installments, welches ich immer noch für eines der imponierendsten Werke der TV-Geschichte halte, anschließen? Ganz klar: Nein, auch wenn gegenüber Staffel 3 und erst recht Staffel 2 ein deutlicher Sprung zu verzeichnen ist. Einen inhaltlichen Anschluss vollzieht Showrunnerin und Autorin Issa López (Nic Pizzolatto wird nur noch als Executive Producer geführt) durchaus – was mir nicht in aller Klarheit aufgefallen wäre, hätte ich nicht jede Woche das dazugehörige Analyse-Video von "ScreenCrush" studiert. Tatsächlich gibt es zahlreiche Anspielungen auf und Verbindungen zu den unterschwellig Lovecraft'schen Ereignissen von Staffel 1. Spiralsymbole, Carcosa, der King in Yellow, die Geisterwelt, die fünfte Dimension, das alles wird behutsam angedeutet, während manche übernatürlichen Elemente etwas zu direkt verhandelt werden, und leider auch auf zu abgedroschene Weise: Geister, die den Mund aufreißen und mit ausgestrecktem Arm ins Leere deuten, will man doch im Jahr 2024 nicht mehr sehen. Am stärksten ernüchtert jedoch, dass es in vielen Punkten zuletzt nur bei den Andeutungen bleibt und die meisten Verknüpfungen zu Season 1 mehr oder wenig sinnlos erscheinen. Auch sonst wirkte der Stoff nicht selten enttäuschend vertraut; mehr als einmal dachte ich gehässig "Hey, ich mochte diese Serie mehr, als sie noch 'Fortitude' hieß!" (dass hie wie da Christopher Eccleston mitgespielt hat, mag dazu beigetragen haben). Nicht einverstanden war ich auch mit der Auflösung des eigentlichen Kriminalfalls, des frostigen Hinscheidens einer Forschergruppe in mysteriösester Djatlow-Pass-Manier.
Nun aber die Pluspunkte. Atmosphäre atmet das Ganze allemal und ist ein willkommener Kontrast zu den staubigen Settings der Vorgänger-Staffeln. Island als Stand-in für Alaska während der Polarnacht macht sich bestens. Musik und Ton tragen ihr Übriges bei. Und Jodie Fosters Spiel adelt halt jede Produktion.

Das Wundersamste, Verstörendste und ehrlich gesagt Unerträglichste in dieser Aufzählung, ach was: im gesamten Serientagebuch 2024, dürfte The Curse sein. Reichlich harmlos liest sich die Prämisse: Ein Millennial-Paar möchte im Rahmen einer Reality-Show eine abgehängte Siedlung in New Mexico auf Vordermann bringen und muss sich dabei mit Gentrifizierungsvorwürfen, der Störrischkeit von Passivhäusern, den Rechten Indigener, ungeklärten Kostenfragen und einem Fluch rumschlagen. Einem Fluch? Ja, zumindest einem gezischten "I curse you!" aus dem Munde eines Kindes. (Sprechakttheoretisch nicht uninteressant!) Ob und was der Fluch zu bedeuten hat, ob er überhaupt eintritt und wie oder was, das erfährt man lange Zeit nicht. Das wahre Grauen zeigt sich ohnehin in der zwischenmenschlichen Kommunikation oder vielmehr Nicht-, Anti- und Vorbei-Kommunikation. Ich bin ja nun wirklich mit allen Cringe-Wassern gewaschen, aber Nathan Fielder, der schon mit "Nathan for You" und "The Rehearsal" das Doku-Comedy-Genre auf links gekrempelt hat, dreht den Fremdscham-Regler hier auf 11. Ein paar Stimmen aus dem "Something Awful"-Forum:
"
Im watching it slowly because [it] is often so uncomfortable to watch. They both are awful people and at the same time so so embarrassing. Sometimes the cringe I feel for them is almost physical."
"
Obligatory 'What the fffuuuuuck?' Seriously. I feel like I will have a hard time watching Emma Stone in anything for a while, because it will remind me of her playing shallow, self-centered and superficial Whitney so damn convincingly. For some reason, the part and the actor are so intertwined in my head, I kinda low-key hate her now. Feels super weird, hard to explain."
"[...] really got me anxious while watching. I don't know if I would have watched the whole thing if Nathan wasn't in it and I wasn't waiting for his style of twist."
Dass die Fielder/Safdie-Kooperation bei Showtime bzw. hierzulande auf Paramount+ praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit lief, ist einerseits schade, andererseits erübrigt sich so auch eine zweite Staffel, und eine solche wäre schlechterdings unmöglich und unnötig.

Auch The Big Door Prize watet im Sumpf des Bizarren, bleibt jedoch bedauerlicherweise unausgegoren und low-key. In einer amerikanischen Kleinstadt (sie sind eben die perfekten Schauplätze) manifestiert sich von heute auf morgen eine eigenartige Maschine im örtlichen Gemischwarenladen. Der "Morpho"-Automat spuckt jedem, der sich reinsetzt, seine Handflächen scannen lässt und seine Sozialversicherungsnummer eingibt, eine Karte aus, auf der seine wahre Bestimmung, sein "Life Potential", steht. Ein Schüler erfährt, dass er Meteorologe werden soll, die Schulleiterin fühlt sich dank Morpho-Zettel zum halsbrecherischen Motorradfahren berufen, die Bürgermeisterin ... na, das will ich nicht verraten. Wie gesagt, das im Zentrum stehende Rätsel wird zu wenig ergründet, der Fokus liegt auf den Dynamiken zwischen den Einwohnern und Einwohnerinnen, es geht um Einzelschicksale, Lügen, verpasste Chancen und verbotene Liebe. Womöglich kratzt auch die Buchvorlage nur an der Oberfläche, vielleicht geht die im April anlaufende zweite Staffel mehr in die Tiefe. Ganz nett ist die halbstündige Dramedy trotzdem, nicht zuletzt wegen der Hauptdarsteller Chris O'Dowd und Gabrielle Dennis.

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