Mittwoch, 13. Januar 2021

Leiden wie ein Hund

Seit Monaten bietet sich mir fast täglich dasselbe Bild, wenn ich an der Tierarztpraxis, die auf meinem Arbeitsweg liegt, vorbeilaufe: eine Schlange! Nein, keine Schlange als Patientin, sondern eine Schlange aus wartenden, bibbernden Menschen, die wegen der corona-bedingten Abstandsregeln nicht ins Wartezimmer dürfen, sondern mit ihren maladen Schützlingen vor der Tür ausharren müssen, bis sie aufgerufen werden. Mir war vorher gar nicht klar gewesen, dass a) so viele Leute in meiner Nachbarschaft Haustiere halten, und b) dass Letztere ständig krank werden. Dieser bejammernswerte Anblick hat mich jedenfalls darin bestärkt, mir im Erwachsenenalter kein Tierchen mehr zuzulegen. (Der Hauptgrund ist freilich mangelnde Zeit, mich um ein zusätzliches Lebewesen zu kümmern.)

Als Kind und Jugendlicher hatte ich durchaus regelmäßig Haustiere – Wellensittiche und Wüstenrennmäuse –, und sehr wohl bin ich mit der bedrückenden Erfahrung des Tierarztbesuchs vertraut. Nachdem ich das letzte Mal eine Maus einschläfern lassen musste, schwor ich mir, nie wieder "Herrchen" zu werden, so spaßig das mitunter auch sein kann. Meine derzeitige Wohnung bietet ohnehin nicht genug Auslauf für irgendetwas, das größer als ein Käfer ist.

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