Sonntag, 2. Juli 2017

Tageblogblog KW 24-26

Das verachtenswerte Angestelltenrennen namens "J.P. Morgan Corporate Challenge" hat auch heuer wieder Frankfurt heimgesucht. Als Fahrradfahrer in der Zeit des Citylaufs zu bestimmten Punkten der Stadt zu gelangen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich möchte Ortsunkundige nicht mit Details langweilen ... Kurzgefasst: Die großräumigen Straßensperrungen machten es erforderlich, dass ich und ein paar Mitstreiter, die sich am frühen Abend zu einer Veranstaltung in der Innenstadt einfinden wollten, uns dem Ziel unterirdisch nähern mussten, sprich unsere Fahrräder mehrere (Roll-)Treppen runter- und wieder raufschleppen mussten, eine Station mit der U-Bahn fahren mussten (selbstverständlich schwarz) und am Ende wahrscheinlich kaum weniger ausgelaugt waren als die Laufenden. Leicht grotesker Anblick am Rande: Auf der Bockenheimer Landstraße hatten sie gut hundert Meter lang Tapeziertische aneinandergereiht, die über und über mit Bananen bedeckt waren.  


Der auch als Corpus Christi bekannte Feiertag wurde von einer örtlichen Fleischerei wie folgt angekündigt:


Aus irgendwelchen Gründen wurde mir nahegelegt, mich an einem Schreibwettbewerb zu beteiligen, den das hiesige Institut français im Rahmen der Städtepartnerschaft Frankfurt-Lyon ausgerufen hatte. In maximal 150 Wörtern sollte man per Email eine Liebeserklärung an Frankreich verfassen. Ich ließ mich nicht lumpen und tippte unter Aufbietung aller Reste meiner Schulfranzösischkenntnisse einen Text herunter, der mich gelinde gesagt un peu imbécile wirken ließ ("J'aime la France! [...] Je suis Charlie. J'ai visité notre pays voisin plusieurs fois. Les supermarchés sont excellents. La Lorraine et les Vosges m'impressionnent. [...] Je m'appelle Torsten. [...] Qu'est-ce qu'il y a dans le carton? Arthur est un perroquet. [...]"). Hätte ich damit gewonnen ("dank eines großzügigen Sponsors einen tollen 1. Preis"): Es wäre herrlich albern und würdelos gewesen. Habe ich aber nicht.

Nicht alle meine Erlebnisse der letzten drei Wochen hatten damit zu tun, dass ich interessante Einrichtungen in """"Mainhattan"""" betreten habe (ich war zwischendurch auch mal schwimmen!), wohl aber einige. Zum ersten Mal war ich 1.) im höchsten Gebäude Deutschlands (Kollege Mark-Stefan Tietze berichtete) sowie 2.) in einem Zalando-Outlet. Mein Eindruck nach nur zehn Minuten: Bei Zalando wird offenbar ausschließlich ehemaliges Gefängnispersonal beschäftigt! Als ich mit einem Hemd zur Anprobe gehen wollte, brüllten mich die zwei Bewacherinnen der Kabinenzone mit "Halt!" und "Stop!" nieder und bedeuteten mir zu warten, obwohl mehrere Umkleidekabinen gut erkennbar frei waren. Nach einer diktatorisch zufällig bemessenen Wartezeit bekam ich ein Schildchen mit einer Zahl in die Hand gedrückt und durfte mir eine Kabine aussuchen. Keine Ahnung, was es mit dem Schild auf sich hatte; als ich mit dem Anprobieren fertig war, ließ ich es in der Kabine hängen, was von den beiden Furien auch nicht beanstandet wurde. "Tut uns leid wegen vorhin", sagte eine von ihnen noch, als ich mit dem gut sitzenden Kleidungsstück abzog, "aber Regeln sind Regeln."
An der Kassenschlange wurde eine Kundin, die den Diskretionsabstand zum Vordermann nicht eingehalten hatte, von einem Security-Faschisten aufs barscheste zurechtgewiesen. Kurz darauf leitete der nämliche Bedienstete (Typ: No-nonsense-Türsteher) die gesamte Schlange im Befehlston um: "Der Gang hier ist zu eng, stellen Sie sich da drüben an!" Beim Warten aufs Bezahlen klopfte mir das Herz wie einem zur Schlachtbank geführten Lämmlein. Auf den erlösenden Ruf "Der Nächste!" reagierte ich zum Glück rasch genug, um mich nicht weiterem Tadel auszusetzen. Die Transaktion ging reibungslos über die Bühne. Ich dankte untertänigst, hätte beim Verabschieden beinahe salutiert und schwor mir, nie wieder freiwillig einen Fuß in diese Zweigstelle der Hölle zu setzen.

Mandelöl, Walnussöl und sogar Macadamiaöl sind leichter zu finden als Erdnussöl, welches ich für ein Rezept benötigte. Das nur nebenbei.


So sieht der neue Henninger-Turm vom Frankfurter Literaturhaus betrachtet aus. Wie ich aus gewissen Kreisen erfuhr, fanden die (Etagen-)Wohnungen im "Fass" binnen kurzem gut betuchte Käufer aus dem Ausland, die sich vermutlich, wenn überhaupt, nur wenige Wochen im Jahr dort aufhalten werden, weswegen prognostiziert wird, dass das Hochhaus die meiste Zeit gar nicht das Nachtbild jenseits des Mains illuminieren wird. :(

Aufstrich der Woche: "Schwartau Samt Flower-Power Kirsch-Lavendel". Der Clou: An jedem Glas hängt ein Tütchen mit einer "bienenfreundlichen" Blumensamenmischung. :)

Now playing: Oneohtrix Point Never feat. Iggy Pop - The Pure and the Damned

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