Samstag, 18. Januar 2020

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

King of Comedy
Bevor ich den "Joker" sah, der sich ja mehr als offensichtlich davon hat inspirieren lassen, wollte ich mir diese Tragikomödie von 1982 zu Gemüte führen. Wie ich später sehen würde, sind die Parallelen schon recht offensichtlich, was "King of Comedy" aber nicht weniger lohnenswert macht. Robert De Niros Performance erzeugt ein Gefühl, das permanent zwischen Angst, Fremdscham und Mitleid oszilliert. Jerry Lewis als Late-Night-Host ist gänzlich un-jerrylewis'sch und gibt den abgebrühten, bisweilen stoischen, fast zynischen Routinier. Die Mischung aus Außenseiterdrama und Mediensatire funktioniert auch nach fast 40 Jahren noch blendend.

Bob Roberts
Fast gar nicht mehr funktioniert dagegen "Bob Roberts". In Zeiten von D. Trump kann man schlichtweg keine sozialkritischen Mockumentaries über vermeintliche Self-made-men, die mit fragwürdigen Methoden in der US-Politik aufsteigen, mehr sehen, vor allem, wenn sie aus dem Jahr 1992 sind (das war ja sogar noch vor Clintons Impeachment). Die Realität hat, um eine abgedroschene Phrase zu bemühen, die Satire überholt.
Als solche mag sie bei ihrem Erscheinen überrascht, provoziert und unterhalten haben – heute wirkt sie fad. Dabei gibt es an Script und Hauptdarsteller (beides: Tim Robbins) nichts zu bemäkeln, und in den Nebenrollen überraschen Giancarlo Esposito und Alan Rickman.
Update Januar 2022: Erst jetzt habe ich herausgefunden, dass "Bob Roberts" auf einem Kurzfilm basiert, der in Staffel 12 von "Saturday Night Live" gezeigt wurde. Robbins' Charakter hatte dann kurz nach Release des Films noch einmal einen Auftritt in einem SNL-Sketch (in der berüchtigten Sinéad-O'Connor-Papst-Episode).

Wir (OT: Us)
Lange nicht so packend und fresh wie "Get Out", aber immer noch besserer Durchschnitt im Horrorfeld. Die Prämisse ist interessant, bei der Ausführung ergeben sich dann aber doch Inkonsequenzen und Logikpatzer.

Die Verlegerin (OT: The Post)
"The Post" steht für die Washington Post, deren Verlegerin (Meryl Streep) eine folgenschwere Entscheidung im Zuge der Affäre um die "Pentagon Papers" treffen muss. Über diese Vorgänge im Jahr 1971 wusste ich praktisch nichts, doch Steven Spielberg erzählt sie meisterhaft nach, so dass man, erhöhte Aufmerksamkeit vorausgesetzt, einiges lernen kann. Der 2017/18 vielfach nominierte, hochkarätig besetzte Politthriller wird in seinen fast zwei Stunden an keiner Stelle langweilig.

Joker
In seiner werweißwievielten Spielwoche hatten wir uns dann doch dazu entschlossen, diesen Oscar-Liebling auf der großen Leinwand zu begutachten. Ich war im Vorfeld sehr skeptisch: Wozu braucht es nach dem Joker in "The Dark Knight", der darin sowohl unübertrefflich verkörpert wurde als auch Ansätze einer ernsten ("serious") Hintergrundstory bekommen hat, noch eine filmische Charakterstudie über Batmans Lieblingsfeind?
Tja, wozu braucht man schon irgendwas? Fakt ist, dass Joaquin Phoenix dem im doppelten Sinne ausgezeichneten Heath Ledger das Spritzblumenwasser durchaus reichen kann. Der dreckige Look von Gotham City zieht einen angemessen runter, die Gewaltexzesse sind wuchtig, die Musik ist überwältigend (Hildur Guðnadóttir sollte man spätestens seit "Chernobyl" im Auge Ohr behalten), und trotz aller Nicht-Comichaftigkeit und der Losgelöstheit vom DC-Kanon gibt es dann doch einen bemerkenswerten Twist bezüglich des Verhältnisses zwischen Arthur Fleck und dem Dunklen Ritter.

Robin Williams: Come Inside My Mind
Mit Robin Williams konnte ich nie viel anfangen, genauer gesagt mit seinen Filmen, denn aus denen kannte man den Extremkomiker in Deutschland ja fast ausschließlich. Sicher, es gab "Good Will Hunting" und "Club der toten Dichter", aber das waren keine Komödien. Die Streifen, in denen Williams sein humoristisches Talent entfaltete ("Mrs. Doubtfire", "Jumanji", "Popeye"), ließen mich eher kalt. Mir war natürlich klar, dass Williams viel mehr war als der Grimassenschneider in diesen Massengeschmack-Comedys; in den wenigen Talkshow-Auftritten, die ich sah, erkannte ich in Ansätzen, was die Menschheit an diesem begnadeten Improvisations-, Slapstick- und Schnellfeuergag-Genie hatte.
Diese Dokumentation von 2018 beleuchtet den Oscar-Preisträger in all seinen Facetten (er konnte sowohl mit albernen Possen Kinder als auch mit derbsten Schweinigeleien Erwachsene zum Bersten bringen), zeigt allerlei Ausschnitte und Behind-the-scenes-Material und lässt Weggefährten zu Wort kommen. Man erfährt auch viel Wissenswertes zu den ziemlich irrwitzigen Umständen, die zum Durchbruch dieses Inbegriffs des traurigen Clowns geführt haben, Stichwort "Mork & Mindy". Am Ende hat man feuchte Augen.

When Jeff Tried to Save the World
Ein später, nämlich 2017 herausgekommener Vertreter des Mumblecore-Genres, der mit dem Prädikat "ganz nett" hinreichend beschrieben ist. Jon "Napoleon Dynamite" Heder versucht ein Bowling-Center zu retten.

Dredd
Ein 2012er Remake des Stallone-Klassikers (der übrigens 1995 in die Kinos kam; ich hätte ihn viel älter geschätzt), der mich wegen der Bierdeckel-Handlung und der unnötig überzogenen Gewaltdarstellung (FSK: 18) eher "Uff" stöhnen ließ, aber dank Lena Headey und kompakter Laufzeit nicht über die Maßen ärgerte. Und nach all dem schweren Stoff davor musste es einfach mal etwas zum Hirnausknipsen sein.

Star Wars: Episode IX - Der Aufstieg Skywalkers
Plotholes, Fan service, JJ Abrams Syndrome, blablablubb ... Wie bei allen Teilen der neuen Trilogie habe ich mich köstlich unterhalten gefühlt. Mehr ist dazu nicht zu anzumerken.

Das Geheimnis von Marrowbone
Die jungen Shooting-Stars George MacKay und Anya Taylor-Joy überzeugen in diesem leicht mysteriösen Familiendrama, das zwar zeitweise an "The Others" erinnert, aber eigentlich (Never trust a trailer!) nichts mit übernatürlichen Vorkommnissen zu tun hat. Oder doch? Es ist jedenfalls ziemlich traurig.

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