Donnerstag, 5. Juni 2014

Wohin mit Hass, den es nicht gibt?

Immer wieder erzählen mir Menschen von ihrem Verdruss über andere Menschen. Ich höre mir das verständnisvoll an und folgere: Es gibt Personen da draußen, deren alleinige Aufgabe scheint's darin besteht, den Rest von uns zu nerven und zu tyrannisieren. Wie froh bin ich, dass sich in meinem Umfeld ausschließlich sympathische Menschen befinden! Selbstverständlich war das zeitweise anders, und ich habe mir eine gesunde Misanthropie bewahrt, aber diese ist gegenwärtig rein abstrakt. Ich weiß, dass es furchtbare Menschen gibt, aber ich treffe sie nie.

Es kam schon vor, dass in mir der perverse Wunsch nach tatsächlichen Arschlochbegegnungen keimte, wie sie Torsten Dewi neulich beschrieb, auf dass ich mich mal richtig ärgern und streiten könne. Aber das Fatum führt mich dieser Tage nicht in entsprechende Situationen. Auch von den angeblichen Rekordhaltern im Bürgerterrorisieren, den Verwaltungsangestellten, werde ich weitgehend verschont. Was nicht ist, kann ja noch werden ... Mit dem Finanzamt zumindest kommuniziere ich nur über einen Steuerberater – eine Anschaffung, die ich jedem, der seine Nerven schätzt, wärmstens empfehlen kann. Dann sind da freilich noch die prominenten Widerlinge, über die uns dieses und jenes Medienerzeugnis ständig ungefragt informiert. Aber wie auch im Falle von politischen Triebkräften vermögen es solche Individuen nicht, mich zu Auswanderungsgedanken oder Amokläufen zu bewegen. Im Zweifel kann ich meine Verachtung ja in "bissig-satirische" Texte kanalisieren.

Apropos Finanzamt: Kürzlich erhielt ich eine Nachricht von einer mir nicht bekannten Absenderin mit dem Betreff "Schreiben Finanzamt Frankfurt" nebst angehängtem PDF. 'Netter Versuch', dachte ich und wollte die Mail schon löschen, schaute aber spaßeshalber in den Inhalt. Es handelte sich nicht um Spam, sondern um ein echtes Schreiben vom Finanzamt, das mir eine Kollegin meines Steuerberaters per Scan zukommen hat lassen, eine Aufforderung zur Einkommenssteuernach- oder -vorauszahlung, was weiß ich. Gerade noch gutgegangen! Andererseits (Tipp): Sofern man keine hoeneßesken Steuersäumnissummen auflaufen lässt, sind die Strafgebühren äußerst human. Ich habe ein einziges Mal vergessen, für ein Quartal meine Umsatzsteuervoranmeldung zu machen, und musste lediglich einen niedrigen zweistelligen Betrag nachzahlen. Wer sich also mal verschuldet, sollte lieber erst an seine zinsgierigen Gläubiger denken als an den Fiskus.


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