Im Traum startete ein großer deutscher Lebensmittelkonzern eine umfangreiche Werbekampagne: In einem TV-Spot erklärte eine PR-Person, dass das Unternehmen an "eine große Menge Fleisch von exotischen Tieren" gekommen sei und dieses in den nächsten Monaten in ihren Produkten, hauptsächlich Convenience-Food, zu verarbeiten plane. "In jedem dritten Produkt von uns finden Sie statt den üblichen Fleischsorten eine ganz besondere", wurde versprochen. "Keine Sorge, es ist alles transparent, der jeweilige Inhalt ist auf der Verpackung eindeutig ausgewiesen." Es sei dies ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung und zudem eine einmalige Chance für Feinschmecker. Ein Testimonial am Ende des Clips sagte in die Kamera: "Ich als Fan von Bushmeat werde da auf jeden Fall zuschlagen!"
Auch ich fand das äußerst verlockend und erklärte ungefragt in den Raum hinein: "Das muss ich alles kaufen! Schließlich habe ich mir vorgenommen, einmal im Leben jedes Tier zu probieren." (Stimmt gar nicht.)
Also ging ich umgehend in einen Supermarkt und steuerte das Regal mit dem Sortiment des Konzerns an. Instant-Nudel- und Reisgerichte, Mikrowellenmahlzeiten und Tiefkühlessen standen nebeneinander, und tatsächlich: An jeder dritten Verpackung klebte ein unübersehbares Sonderetikett, auf dem stand, welches Tier verarbeitet worden war. Ich erinnere mich leider nur noch an drei: "Affe", "Gramme" (?) und "Aal", wobei ich hinsichtlich des Aals noch dachte, dass der ja nun nicht sooo exotisch sei. Auch fragte ich mich, wie sie es schafften, dass exakt jedes dritte Produkt Spezialware ist. Woher die toten Exoten eigentlich stammten, interessierte mich nicht.
Montag, 29. Dezember 2025
Traumprotokoll: Tierverwertung
Sonntag, 28. Dezember 2025
Triumph des Wissens
Hin und wieder kommt es vor, dass ich beim "Jeopardy!"-Schauen die Antwort auf eine Frage (bzw. die Frage auf eine Antwort) weiß, die keine/r der drei Kandidaten zu liefern in der Lage war. Neulich zum Beispiel wurde bei "Final Jeopardy", also in der Endrunde, der Hinweis gegeben (frei übersetzt): "In ihrem Nachruf in der New York Times hieß es 2016 über diese Autorin, sie habe den Ruf einer 'Garbo der Literatur' erlangt." – 'Das kann nur Harper Lee sein!', schoss es mir durch den Kopf, und das wäre richtig gewesen. Die drei Teilnehmenden jedoch waren nicht drauf gekommen. Da habe ich mich gefreut.
Noch mehr freue ich mich, wenn sich solche "Triple Stumpers" in Kategorien zum englischen Wortschatz ergeben und ich trotzdem mit der korrekten Lösung dienen kann. Letztens etwa fiel niemandem an den Podien das Adjektiv putrid ein, mir allerdings schon. Ein anderes Mal wurden Wortpaare abgefragt, die sich jeweils um nur einen Buchstaben voneinander unterscheiden, und im Gegensatz zu den drei Spielern hätte ich richtigerweise mit "peek/peer" und "revenge/revenue" antworten können.
Tja, aber was außer einen Moment des stillen Stolzes habe ich von solchen "Armchair"-Triümphen? Nichts. Deswegen sei es mir erlaubt, wenigstens an dieser Stelle mit meinen gelegentlichen Wissensvorsprüngen zu prahlen.
Freitag, 26. Dezember 2025
Meine zehn zuletzt gesehenen Filme
Amsterdam
David O. Russell ist ein Name, der sich nicht sofort aufdrängt, wenn man an die erste Riege von Hollywood-Regisseuren denkt (auch ich hatte ihn nicht auf dem Schirm), der aber mit einigen Preisabräumern der jüngeren Vergangenheit verbunden ist ("Silver Linings Playbook", "American Hustle", "The Fighter"). Man merkt denn auch, dass "Amsterdam" begierig in Richtung Oscar & Co. schielt. Den erhofften Erfolg und nachhaltigen Status konnte das 134-Minuten-Epos von 2022 bekanntlich nicht erreichen, was schon daran liegen mag, dass es sich gar nicht um das Epos handelt, als das es sich verkauft, sondern um eine relativ schnörkellose Freundschaftsgeschichte, die sich um einen dubiosen Todesfall dreht und in mehreren, sich über Jahrzehnte erstreckenden Akten erzählt wird. Man könnte gehässig das Prädikat "aufgebläht" gebrauchen. Vieles an dem opulenten Historiendrama mochte ich aber: den beachtlichen Cast, das Licht, die Gegenwartsbezüge. Klarer Fall von "5 von 10 Punkten".
You Can't Run Forever
Das dürfte ein Novum sein: ein Film mit J. K. Simmons, der derart belanglos ist, dass er nicht mal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag hat. "Warum hat sich dieser über jeden Zweifel erhabene Topmime überhaupt für so einen Kokolores hergegeben?", fragte ich mich nach dem Ansehen dieses 2024er-"Unhinged"-Klons. Die Antwort ist schnell gefunden, in der englischsprachigen Wikipedia: "Simmons confirmed in an interview with MovieWeb that the making of the film was a family collaboration since his wife co-wrote and directed the film, his brother-in-law produced it, his son composed the score of the film and his daughter makes an appearance in the film." Und das ist ja nun irgendwie rührend. Trotzdem: Man kann sich diesen Menschenjagd-Thriller, der bei der Figurenzeichnung alles falsch macht, indem er nämlich die Sympathien von Anfang an brachial einseitig, ohne Raum für Zwischentöne verteilt, sparen.
Lee
Meine hohen Erwartungen erfüllt hat dieses so aufschlussreiche wie bewegende Biopic von 2023. Dass sich eine erfahrene Kamerafrau (Ellen Kuras) des Lebens der Kriegsfotografin Lee Miller angenommen hat, erwies sich als ebenso großer Glücksgriff wie die Besetzung der Hauptrolle mit Kate Winslet.
Leicht irritiert hat mich nur eins: dass Andy Samberg in diesem – einzelner komischer Momente wie der legendären Badewannenszene ungeachtet – eher finsteren Film mitspielt. Das ist freilich nur mein persönliches (Miss-)Empfinden. Ich gönne Samberg seinen Ausflug ins ernste Fach und finde sogar, dass er den Fotografenkollegen David Scherman glaubhaft rüberbringt. Für mich ist sein Anblick hierin halt ... schwer zu fassen. Den goofy Comedian, den ich sieben Jahre bei "Saturday Night Live" belacht und erst kürzlich als Stimme in dem albernen Zeichentrick "Digman!" erlebt habe, zu sehen, wie er schwer bestürzt durch ein befreites Konzentrationslager schleicht, das passte für mich irgendwie nicht zusammen. Wie gesagt: That's just me. Ansonsten empfehle ich "Lee" als fesselnde Geschichtsstunde uneingeschränkt.
Oh la la - Wer ahnt denn sowas? (OT: Cocorico)
Diesen Film hätte ich mir gewiss niemals bewusst ausgesucht, handelt es sich doch um eine französische Komödie, aber er war ein Programmpunkt beim lokalen Sommer-Open-Air-Kino (ja, ich hänge mit meinen Filmrezensionen Monate hinterher ...), und da nahm man ihn gerne mit. In lockerer Atmosphäre, mit Weinchen auf der Picknickdecke, funktioniert so ein seichter Euro-flic denn auch erstaunlich gut. Der Familienspaß mit Christian Clavier spielt mit nationalen Klischees und reproduziert Vorurteile bis zur Dekonstruktion, wobei ich die Witze über Deutsche selbstverständlich am komischsten fand. Klar, das Drehbuch gefällt sich mitunter – typisch französisch halt – gar zu sehr in seiner politischen Unkorrektheit, aber letztlich sind die Ziele des Spottes allein die Mitglieder zweier Familien unterschiedlicher Schichten (soziologisch durchaus interessant, wie prägend und bedeutsam der "Stand" im Nachbarland anscheinend immer noch ist), die am Ende natürlich geläutert sind und einander versöhnen.
Hair
Wieder hat es ein Musical in die Liste geschafft, dessen Songs ich großteils kannte (u.a. aus dem Musikunterricht), dessen Verfilmung (Miloš Forman, 1979) ich aber nie gesehen hatte. Und was für ein Erlebnis mir da entgangen war!
Schleierhaft bleibt mir, wie "Hair" eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren erhalten konnte. Es wimmelt von Drogenverherrlichung, Freizügigkeit, Propagierung freier Liebe und Anti-Establishmentarianismus. Allein die verbalen Frivolitäten in "Sodomy"! In diesem Zusammenhang frage ich mich, ob Donald Trump dieses Musical bereits öffentlich verdammt oder gar aus der Library of Congress entfernen lassen hat. Andererseits haben bestimmt viele von seinen Goons die eingängigsten Lieder damals begeistert mitgeschmettert.
Apropos schmettern: Niederschmetternd fand ich das Downer ending, das ich nicht habe kommen sehen.
A Haunting in Venice
Die dritte Poirot-Verfilmung von und mit Kenneth Branagh ist zugleich die erste, die ich überhaupt sah, denn im Gegensatz zu "Mord im Orient Express" und "Tod auf dem Nil" kannte ich weder Agatha Christies Vorlage ("Die Schneewittchen-Party") noch frühere Adaptionen, konnte mich also, gleich der belgischen Spürnase, unvorbereitet in den Fall stürzen. Der ist diesmal weniger vertrackt und doppelbödig als in Christies berühmteren Whodunits, sondern eher "murder mystery by the numbers", außerdem recht bedrückend. Zur schwermütigen Stimmung trägt das angemessen unheilvoll in Szene gesetzte, fast durchgängig nächtliche Venedig bei; es knarzt und tropft und spukt in allen Ecken, so dass man sich von dieser Stadt so abgestoßen fühlt wie seit "Wenn die Gondeln Trauer tragen" nicht mehr. Einzig Tina Fey bringt ein wenig Leichtig- und Heiterkeit in das Szenario.
Wallace & Gromit: Vengeance Most Fowl
Der erste W&G-Langfilm seit "Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen" (2005) liefert genau das kurzweilige Vergnügen, das Fans sich erhofft haben dürften. Kreative Knetaction, viel Herz und ein Humor, der bei Kindern wie Erwachsenen funktioniert – hach, wie wohltuend in Zeiten von KI-Slop!
Über den Dächern von Nizza (OT: To Catch a Thief)
Nach wie vor bin ich (leider!) meilenweit davon entfernt, ein Hitchcock-Kenner zu sein, wohl aber liebe ich es, mich von solchen über Klassiker wie "To Catch a Thief" aufklären zu lassen, und dieses für einen Thriller geradezu beschwingte Katz-und-Maus-Spiel pünktlich zu seinem 70. Geburtstag nachzuholen, war mir eine umso größere Freude, als ich kurz zuvor Jens Wawrczecks herrliche Hitch-Bibel "How to Hitchcock" gelesen hatte. Vieles, was man darin über "To Catch a Thief" erfährt, ist auch der entsprechenden Wikipedia-Seite zu entnehmen, etwa Hintergründe zu den gewagten sexuellen Anspielungen oder den Fakt, dass in der deutschen Synchronisation praktisch alle Verweise auf die Résistance getilgt wurden.
Man sieht Cary Grant und Grace Kelly gerne zu, einen besonderen Hingucker stellt jedoch die Côte d'Azur dar, die hier fast schon übertrieben schwelgerisch in Szene gesetzt wurde (sonnengetränkte Strandblicke, laaange Autofahrten über die Grande Corniche ...). Dafür ein Bonuspunkt.
Downhill
Will Ferrell und Julia Louis-Dreyfus in den Hauptrollen, dazu das oscar-prämierte Duo Nat Faxon und Jim Rash auf den Regiestühlen sowie als Drehbuchautoren (gemeinsam mit Jesse Armstrong, u.a. "The Thick of It"), da kann doch eigentlich nix schiefgehen, möchte man meinen. Und doch hat mich diese Skifahrkomödie von 2020 eher, passend zum winterlichen Setting, kalt gelassen. Dass vieles daran nicht zündet, liegt vielleicht daran, dass es sich um das US-Remake einer schwedischen Dramedy handelt (die ich nicht kenne). Wobei anzumerken ist, dass das Grundthema (Ehemann denkt in einer Notsituation nur an sich, statt seinen/r Angetrauten zu helfen) bereits 2001 in der "King of Queens"-Folge "Oxy Moron" gewitzter verhandelt wurde. Schade, dass Will Ferrell, dessen Rolle hier reichlich undefiniert ist, nun schon zum wiederholten Male nicht dem komödiantischen Niveau gerecht wird, für das er jahrelang ein Garant war.
Von einer veritablen Gurke muss man freilich nicht sprechen; hübsch ist z.B., dass "Downhill" komplett in Österreich gedreht wurde, und auch einige Nebendarsteller wissen zu amüsieren (Kristofer Hivju!).
Eat Pray Love
Tja, was lässt sich über diese Buchverfilmung sagen? Mit Tiefgründigkeit oder Subtilität sticht der harmlose Transformationstrip von 2010 nicht hervor. Ich muss schmunzelnd nicken, wenn ich auf Wikipedia Zitate aus Kritiken lese: "Augenschmaus ohne Seele, der ernst zu nehmende Probleme einfach ausblendet." (Cinema) "Selbstfindung à la Hollywood – wo das Verspeisen eines Nudelgerichts als Hochkultur durchgeht, bleibt wahre Erkenntnis eben zwangsläufig auf der Strecke." (Filmstarts.de) Die Message des biographischen Bestsellers: Mit genügend Geld und beruflicher Unabhängigkeit kannst du deinen Problemen einfach davonreisen und deine Depressionen wegmeditieren. Dass ausgerechnet Ryan Murphy für diesen Schmonzes verantwortlich war (Regisseur und Co-Autor), hätte ich in eintausend Jahren nicht erraten!
Und doch ist diese Juliarobertsiade zumindest nicht ohne visuellen Reiz. Die exotischen Locations sind hier die wahren Stars und zeigen sich von ihren Schokoladenseiten; das ist cinematographische Tourismusförderung, die ich goutieren kann.
Sonntag, 21. Dezember 2025
Weihnachten, fröhliche
Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich mal einen Weihnachtsbaum in der Wohnung stehen haben würde, allein schon deshalb, weil in meiner alten Wohnung gar nicht genug Platz dafür gewesen wäre. But here we are!
Ich verabschiede mich für ein paar Tage in die Weihnachtspause. Bis zum Ende des Jahres werden aber noch mindestens drei Beiträge erscheinen. Eine schöne Zeit wünsche ich allen!
Freitag, 19. Dezember 2025
Kurz notiert: Cyborg-Invasion
Randnotiz im Spiegel vom 12. Dezember: "Eine Million Humanoide bis 2030. Humanoide Roboter stehen kurz vor dem industriellen Durchbruch. Schon 2026 soll die Serienproduktion erster Modelle starten [...]"
Da hatte ich kurz einen "So fangen dystopische Horrorfilme an"-Moment. Man liest oder hört eine Meldung, denkt sich nichts dabei, blättert um oder zappt weiter, und SCHNITT!, überrennen Robo-Armeen die Welt und versklaven uns. Ähnlich war es vor ein paar Jahren, als ich mit ein paar Kollegen auf einen nächtlichen Absacker in einer Bar saß und im Hintergrundfernsehen etwas über Chancen und Gefahren von KI gezeigt wurde. "In einem Science-Fiction-Film, der harmlos beginnt, würde man jetzt von dem Bildschirm auf uns schwenken, während wir das Foreshadowing heiter schwatzend ignorieren", bemerkte einer von uns sinngemäß.
Mittwoch, 17. Dezember 2025
Vorsatz für 2026ff.: Bonn besuchen
Im Jahr 2004 war ich zum gleichzeitig ersten und letzten Mal in Bonn. Dabei ist die ehemalige Bundeshauptstadt möglicherweise einen zweiten Besuch wert, wurde doch im dortigen Haus der Geschichte soeben eine neue Dauerausstellung eröffnet, ein Vorgang mit großer "staatspolitischer Bedeutung", wie die FAZ am 10. Dezember vermerkte. Mit Schwerpunktkapiteln, "geglückten Neujustierungen" und dem Willen, "der Zeit von 1990 bis 2025 nun ebenso viel Raum [zu geben] wie der Zeit von 1949 bis 1989", ist die Schau mehr als eine Geschichtsstunde oder eine Rückschau politischer Großereignisse; ja, die FAZ moniert sogar, dass die politischen Akteure auf einige wenige Objekte mit Symbolcharakter (Kohl Strickjacke!) reduziert wurden bzw. fast gänzlich weichen mussten, zuvörderst den Ottonormalbürgerinnen und -bürgern und deren Alltagsleben. Das nun aber finde ich höchst interessant: "durch eine Schaufensterlandschaft der Siebziger zu spazieren oder das – womöglich eigene – Kinderzimmer der Neunziger zu entdecken". Was oder vielmehr wen findet man nämlich in einem solchen Kinderzimmer unter anderem? Super Mario! Das steht zwar nicht in erwähntem Artikel, wohl aber in der Unterschrift eines Bildes, welches überhaupt erst meine Aufmerksamkeit beim gestrigen hektischen Feuilletonnachholen erregte. Nintendo im Haus der Geschichte – dass Deutschland das noch erleben darf, hach ... Nichts wie hin, let's-a go!
Montag, 15. Dezember 2025
Die Renten sind sicher (nicht besonders hoch)
Wo ich schon die Karten offen auf den Tisch lege: Dem Rentenbescheid entnehme ich, dass mir bereits jetzt bei voller Erwerbsminderung immerhin 484 Euro Rente zustünden. Doch was würde "arbeitsunfähig" in meinem Fall bedeuten? Wenn ich nicht mal in der Lage bin, Texte zu verfassen, dann will ich, ganz ehrlich, überhaupt nicht mehr leben.
Sonntag, 14. Dezember 2025
... und sie schrie'n nach Klopapier
Im Juni 2017 hielt ich folgendes Rewe-Erlebnis fest:
Im Supermarkt kaufte ich unter anderem Kamille-Toilettenpapier. Bevor die Kassiererin das Produkt scannte, hob sie es an, hielt es sich vors Gesicht und unterzog es einer intensiven Geruchsprobe. Da musste ich grinsen.
Kamille! Ja, ich gebe es zu: Mit extravaganten Düften und Aromen, zumal in Verbindung mit dem Aufdruck "Limited Edition", kriegt man mich. Und mit "man" meine ich die Hersteller von Drogerieprodukten wie Weichspüler, Geschirrspülmittel oder eben Toilettenpapier. Diese Woche lockte abermals Rewe mit einem speziellen Angebot aus diesem Bereich: Zewa Ultra Soft "Wolkenweich" für 3,99 Euro. Diese Sorte ("NEU!") hat Zewa offenbar anlässlich seines 65. Geburtstags entwickelt. Ob das Papier wirklich weich wie Wolken ist und wonach es riecht, werde ich allerdings vorerst nicht erfahren, denn im Regal entdeckte ich eine weitere zeitlich limitierte, noch abgefahrenere Sorte namens "Mountain Glow". Da musste ich grinsen und gab dieser den Vorzug.
Freitag, 12. Dezember 2025
6-7
Liebes Tagebuch,
genau eine Woche ist es her, dass ich zum ersten Mal jemanden im echten Leben das "Six-Seven"-Meme habe machen sehen. Ich wartete auf den Bus, als eine Gruppe Vorschulkinder an mir vorüberzog ... vielleicht waren es auch Schulkinder; hm, wie alt werden sie gewesen sein, sechs, sieben? Haha! Als Erwachsener kann man das ja so schlecht einschätzen. Okay, ich lege mich fest: Die Kinder waren circa acht Jahre alt. Jedenfalls blieb plötzlich eines der Kinder, ein Junge, stehen, drehte sich zu mir um, machte die "Six-Seven"-Geste (ohne die Zahlenfolge auszusprechen), lächelte (es war wirklich ein Lächeln, kein fieses Grinsen, wie es der Jugend von heute eigen ist!), und ging weiter. Ich hätte mir den harmlosen Spaß machen können, die Handbewegung zu erwidern, um zu signalisieren, dass ich durchaus im Bilde bin, schließlich habe ich noch nicht in allen Belangen der jungen Leute den Anschluss verloren. Doch war ich zu perplex und verharrte also regungslos, neutral ins Leere stierend wie immer.
Falls in zehn oder schon in fünf, oder in sechs, sieben (!) Jahren alle vergessen haben, was das "6-7"-Meme war (was es bedeutet, weiß auch heute niemand), dann, äh, wird es schon seinen Sinn haben, dass in dir, liebes Tagebuch, dieser Beitrag steht, auf dass er als "blast from the past" diene.
Mittwoch, 10. Dezember 2025
Surely you can't be serious!
Dienstag, 9. Dezember 2025
Das gute Zitat
"Ich verschwieg Matti meine Meinung über Mixtapes: daß Mixtapes nichts nützen. Nicht weil kein Mensch mehr Kassettenrecorder hat, sondern weil man sie ausschließlich für sich selbst macht. Es ist eine verständliche Hoffnung, daß die Musik, die man liebt, der Person, die man gern hat, genausoviel bedeute, daß das Band also das mitteile, was man so nie zu sagen imstande wäre. Es ist aber eine verrückte Hoffnung; es ist auch eine unsinnige Hoffnung, denn man liebt die Stücke, die man auf dem Mixtape versammelt, ja deshalb, weil man mit ihnen ein Leben lang allein gewesen ist, und sei es auf dem größten Rockfestival."
--- Stefan Gärtner: Putins Weiber
Anm.: Zehn Jahre ist es her, dass ich mir auf der Autorenlesung von Kollege Gärtner ein Exemplar seines Romans aushändigen und signieren ließ. Ich begann mit der Lektüre und ... kam nicht so recht "rein". Keine Ahnung, woran es gelegen hat. Jetzt, rechtzeitig vor Erscheinen von "Hotel Drei Jahreszeiten", habe ich mir "Putins Weiber" noch einmal vorgenommen und innerhalb weniger Tage ausgelesen. Sehr anregend nahm sich das aus. Ich war abwechselnd beeindruckt von der kunst- und anspruchsvollen Sprache und auf seltsam angenehme Weise peinlich berührt von den Liebesirrungen des Protagonisten.
Montag, 8. Dezember 2025
Youtube-Bilanz 2025
Nach meiner Musikstream-Bilanz möchte ich auch, wie erstmalig letztes Jahr, meine Youtube-Auswertung mit euch teilen. Sie kam vorgestern rein und war wenig überraschend.
Ich gebe mich auf Youtube einem breiten Spektrum von Genres hin; die fünf, die es mir 2025 am meisten angetan haben, sind aber wohl diese:
Bei "Gesundheitsübungen" handelt es sich um Fitnessanleitungen: so etwas wie "Tele-Gym" als Internetvideos. Meine sportliche Kreativität ist nämlich viel zu gering, als dass ich mir alle naslang neue Gymnastik- oder gar Pilates-Routinen ausdenken könnte. Meinen Go-to-Mitmachkanal unterstütze ich denn auch mit einem kleinen monatlichen Patreon-Obolus. Punkt 4 ist ebenfalls erklärungsbedürftig: "Nachrichten und Politik verfolgt" habe ich freilich nur in Form von US-Latenight-Shows. Und "analysiert" habe ich nicht nur "spannende Serien", sondern Serien und Filme aller Art – hochinteressante Analysen, Recaps und Video-Essays à la "Anatomy of a franchise" gibt es dankenswerterweise zu allen möglichen Bewegtbildreihen.
Die von mir konsumierten "Gaming-Inhalte" wurden ihrerseits in einer extra Kachel aufgefächert:
Hier hat sich nun ganz offensichtlich ein Fehler bei der automatischen Spiele-Erkennung eingeschlichen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein einziges "Sonic"-Video gesehen zu haben. Auch die Zuordnung "Super Mario Maker" stimmt nicht: Es handelte sich in fast allen Fällen um Let's Plays von "Super Mario World"-Romhacks, die mit Lunar Magic erstellt worden sind. Dass ich ein Top-Fan des Youtubers raocow bin, ist dagegen so wahr wie es Ehrensache ist.
Fazit-Fazit: Nichts von alldem ist sensationell, aber man ist doch zufrieden, (weitgehend) Klarheit erhalten zu haben. Wunschlos glücklich werde ich sein, wenn Youtube mir zum Ende eines Jahres auch noch die Gesamtguckzeit in Minuten mitteilt. Vielleicht 2026? Na?
Sonntag, 7. Dezember 2025
Freitag, 5. Dezember 2025
Musikstream-Bilanz 2025
Dass ich geschmacklich toleranter, flexibler, womöglich auch gleichgültiger geworden bin, wird untermauert von der Tatsache, dass ich rund 50 Interpreten mehr als 2024 meine Aufmerksamkeit geschenkt habe, nämlich 699 Artists.
Der Algorithmus charakterisiert mich denn auch als "Entdecker" ("Neuerscheinungen ziehen dich magisch an"; na ja) und hat mich dem "Club" "Grit Collective" zugeteilt.
Mittwoch, 3. Dezember 2025
An ihren Strichen sollt ihr sie erkennen
Wenn ich in meinen Blogbeiträgen einen Gedankenstrich verwende, achte ich tunlichst darauf, einen richtigen Gedankenstrich, fachsprachlich "Halbgeviertstrich", einzufügen – Berufskrankheit. Das tue ich mittels Copy & Paste. Der kurze Strich, der erscheint, wenn ich auf "-" drücke, ist dem Trenn- oder Bindestrich bzw. dem Minus vorbehalten.
Zurzeit ist der Langstrich, wie ich im Feuilleton der gestrigen Süddeutschen las, auf dem Weg, "zum Fingerabdruck seelenloser Automatentexte" zu werden. Laut dem Artikel "Gedankenstriche verraten ihn" (online leider hinter Paywall) entwickelt nämlich ausgerechnet Textgenerierungssoftware ein Faible für dieses Zeichen.
"Auffällig viele Gedankenstriche tauchen auf, wenn man KI-Modelle bittet: Lass diese E-Mail menschlich wirken", beobachtet Niklas Schreiber. Der Linguist forscht zu Satzzeichen an der Universität Potsdam. Er vermutet, Modelle wie Chat-GPT könnten häufig auf den Gedankenstrich zurückgreifen, weil das Zeichen eine Dramaturgie schaffe, eine persönliche Note. Doch gerade das entlarvt die Maschine. Sie will es unbedingt menscheln lassen. Und wirkt dadurch erst recht roboterhaft.
Insbesondere in Bezug auf Lexik komme es, so der Beitrag weiter, zunehmend zu Rückkopplungseffekten: Zum Beispiel greifen Wissenschaftler/innen auf bestimmte Wörter vermehrt zurück, seit/weil diese sich "in angeblich von Menschen verfassten akademischen Texten häufiger als früher" finden lassen. Wenn wir immer mehr künstlich erzeugte Texte konsumieren (und "etwas mehr als die Hälfte der neu ins Netz hochgeladenen Texte sind laut der Suchmaschinen-Agentur Graphite inzwischen künstlich generiert"), fangen wir an, so zu schreiben, wie wir meinen, dass wir schreiben müssten, weil das die KI ebenfalls "meint". Das ist leicht vereinfacht gefolgert, Fakt ist: "Mensch und Maschine beeinflussen sich offenbar gegenseitig."
Der Nebeneffekt einer Echokammerbildung innerhalb künstlicher Systeme lässt sich denken: "Studien haben bereits gezeigt, dass KI-Sprachmodelle, die mit ihren eigenen Texten gefüttert werden, sukzessive eine immer geringere 'linguistische Diversität' zeigen." (Anm.: Gemeint ist "sprachliche Diversität"; linguistisch bedeutet "sprachwissenschaftlich", engl. linguistic aber daneben auch "sprachlich", ein oft – von Menschen – gemachter Übersetzungsfehler.) "Was da in die Sprache einfließt, ist letztlich: Homogenität."
Der SZ-Artikel führt dann noch ein paar Wenns und Abers an, auf die ich nicht einzugehen brauche. Nur eins möchte ich klarstellen: Niemand soll denken, dass an der Produktion auch nur eines einzigen meiner Texte je ein Sprachmodell beteiligt war – auch wenn ich eine Vorliebe für den "romantisch-verspielten Gedankenstrich" nicht abstreite.
Montag, 1. Dezember 2025
Serientagebuch 11/25
03.11. The Simpsons 37.03
South Park 28.01
05.11. Family Guy 24.00 ("23.19")
06.11. South Park 28.02
Futurama 10.05
08.11. The Simpsons 37.04
Lost 2.10 (RW)
09.11. The Paper 1.06
11.11. The Chair Company 1.01
The Chair Company 1.02
Futurama 10.06
13.11. The Chair Company 1.03
Man vs. Bee 1.01
Man vs. Bee 1.02
Man vs. Bee 1.03
Man vs. Bee 1.04
Man vs. Bee 1.05
14.11. Man vs. Bee 1.06
Man vs. Bee 1.07
Man vs. Bee 1.08
Man vs. Bee 1.09
16.11. Lost 2.11 (RW)
17.11. The Simpsons 37.05
18.11. The Chair Company 1.04
South Park 28.03
20.11. Futurama 10.07
21.11. The Simpsons 37.06
Futurama 10.08
24.11. The Chair Company 1.05
26.11. The Chair Company 1.06
The Simpsons 37.07
27.11. The Chair Company 1.07
28.11. Lost 2.12 (RW)
Lost 2.13 (RW)
30.11. Futurama 10.09
Futurama 10.10
Bereits Mitte 2022 erschien mit Man vs. Bee Netflix-exklusiv und wie aus dem Nichts ein neuer, familientauglicher, actionreicher Spaß von und mit Rowan Atkinson, der sich, wie man sieht, in zwei Sitzungen, locker auch in einer einzigen, wegbingen lässt. Was ich nun endlich getan habe, rechtzeitig vor dem jüngst angekündigten Fortsetzer "Man vs. Baby". Auch wenn Atkinsons Figur hier Trevor Bingley heißt: Das ist Mr. Bean in Reinform. Klar, Trevor spricht ein wenig mehr, sein Grimassenrepertoire ist eingeschränkt, er hat ein Familienleben sowie Ziele und Wünsche, aber wie er als Housesitter von einem Unglück zum nächsten taumelt, das ist schon sehr "beanig". Auslöser für eine Verkettung von Pannen und Fehltritten, die in einem millionenschweren Chaos mündet, ist eine Biene bzw. exakter eine Hummel. Mehr gibt's zur Story (die sich mit einem gefälligen Twist auflöst) nicht zu sagen. Ich habe mich sehr amüsiert.
Die mittlerweise dritte "Hulurama"-Staffel, also die je nach Zählung 10. oder 13. Staffel von Futurama, konnte ihr Niveau halten, hat mir also zuverlässig Schmunzler entlockt; die letzten beiden Folgen würde ich sogar als herausragend bewerten. Auffällig war, dass diese neuen zehn Episoden satirischer waren als jene davor. Es werden nicht einfach nur pokulturelle Phänomene, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung en vogue waren, ins 31. Jahrhundert transferiert, sondern auf ziemlich kluge, bissige Weise Sachen wie Handysucht, Klimawandelleugnung oder "Pizza Gate" verhandelt. Der ein oder andere "Nerdservice" hatte freilich auch wieder seinen Platz ("The Numberland Gap"!). Season 11 folgt nächstes Jahr.
Samstag, 29. November 2025
Leo locutus, causa finita
Donnerstag, 27. November 2025
Allerlei Zähflüssiges
Ich liebe es, Listen mit den verschiedenen Varianten und Sorten eines bestimmten Produktes zusammenzustellen. Schon als Bub habe ich handschriftlich und aus dem Gedächtnis (es gab ja kein Internet) alle Ritter-Sport-Sorten in einem Notizbuch festgehalten. Es wäre saisonbedingt mal wieder an der Zeit für eine Knox-Bestandaufnahme, aber mehr als Räucherkerzchen faszinieren mich zurzeit Sirups von Monin. Auch das ist nämlich ein Unternehmen, das sein Sortiment regelmäßig verändert. Seit Jahren habe ich stets eine kleine Auswahl von Monin-Sirups vorrätig; jetzt kam mir in den Sinn, dass ich mir 1-2 Flaschen zu Weihnachten wünschen könnte. Welche neuen Geschmacksrichtungen es wohl gebe, fragte ich mich und wurde von der aktuellen Palette fast erschlagen, welche nicht weniger als 98 umfasst und die ich hier (Quelle: monin-deutschland.de) vollständig auflisten möchte (ohne nachzuzählen). Seid ihr bereit? Die gefetteten Sorten sind die, die ich schon probiert habe, soweit ich mich erinnere.
Agave
Amaretto
Ananas
Apple Pie
Aprikose
Basilikum
Bergamotte
Birne
Blue Curaçao
Blutorange
Brombeere
Bubble Gum
Butterscotch
Caribbean
Choko Cookie
Cinnamon Roll
Cocos
Cranberry
Crème Brûlée
Curaçao Triple Sec
Erdbeere
Falernum
Gelbe Banane
Geröstete Haselnuss
Gewürzte Rote Früchte
Glasco Lemon
Gomme
Granatapfel
Grenadine
Grüne Banane
Grüner Apfel
Gurke
Haselnuss
Haselnuss Zuckerfrei
Heidelbeere
Hibiskus
Himbeere
Holunderblüte
Honig
Ingwer
Irish
Jasmin
Kaffee
Karamell
Karamell Zuckerfrei
Kastanie
Kirsche
Kiwi
Lavendel
Lebkuchen
Lemonade Mix
Lime Juice Cordial
Limette
Limonadenbasis
Limone
Litschi
Macadamia
Mandarine
Mandel
Mango
Maracuja
Matcha Grüner Tee
Melone
Mirabelle
Mojito Mint
Muscovado Zucker
Orange
Orange Spritz
Pfefferminz
Pfirsich
Piña Colada
Pink Grapefruit
Pistazie
Popcorn
Praline
Praliné-Nuss
Pumpkin Spice
Rhabarber
Rose
Salziger Karamell
Sauerkirsche
Schokolade
Schwarze Johannisbeere
Spekulatius
Spicy Mango
Toasted Marshmallow
Vanille aus Madagaskar
Vanille Zuckerfrei
Veilchen
Waldmeister
Wassermelone
Weiße Minze
Weiße Schokolade
Weißer Rohrzucker
Winter Spice
Zimt
Zitronengras
Zuckerwatte
Gotta mix them all! Das hat Spaß gemacht. Ob es letztes Jahr wohl "Dubai" gab?
An dieser Stelle möchte ich erneut die Firma Bürger für ihren Einfallsreichtum loben: Gestern habe ich "Vegane Mini-Maultaschen" und "Thai-Maultaschen" gekauft. Sie waren im Angebot (das heißt anno 2025: 1,49 Euro; vor wenigen Jahren bekam man welche für 99 Cent). Es gibt inzwischen aber auch: "Glutenfreie Maultaschen", "Weißwurst Maultaschen" und "Unsere Besten Käse Maultaschen" (Liste bei weitem nicht vollständig!).
Dienstag, 25. November 2025
Traumprotokoll: Das indische Rätselheft
Ich war mit einer Reisegruppe, die sich aus Personen aus meinem Arbeitsumfeld zusammensetzte, in Indien. Dort hatte ich mir ein Büchlein mit Kreuzworträtseln gekauft (in welcher Sprache, hat mir der Traum nicht mitgeteilt; vermutlich war es Englisch) und folgenden Plan geschmiedet: Ich würde sämtliche Rätsel handschriftlich in einen Notizblock kopieren und sie darin ausfüllen. Hätte ich das Rätselheft "durch", würde ich es so, wie es beim Kauf war – mithin wie neu –, in die Verkaufsstelle zurückbringen und mir das Geld zurückzahlen lassen. Das tat ich also. Ich ging in einen Kiosk, zeigte der Verkäuferin das jungfräuliche Rätselheft und verlangte Rüchnahme gegen Barauszahlung. Die Verkäuferin schien mich nicht verstanden zu haben, sie hielt nämlich ihren Scanner an das Produkt und forderte im Gegenteil von mir den ursprünglichen Verkaufspreis ein (der übrigens laut Display ca. 20,00 Einheiten betrug – welcher Währung, konnte ich abermals nicht ergründen; wären es Rupien, wäre er lächerlich niedrig und gewiss nicht ein so albern-ausgeklügeltes Manöver rechtfertigend; in Euro oder US-Dollar wiederum wäre er frech und von mir wohl kaum geopfert worden). "No, I want a refund!", hörte ich mich unwirsch fordern. Die Frau verstand schließlich, weigerte sich aber, das Rätselbüchlein anzunehmen: Erstens könne sie nicht überprüfen, ob ich es wirklich in ihrem Laden erstanden hatte, zweitens wollte sie wissen, warum? Ich stammelte, dass meine Freundin zufällig dasselbe gekauft habe und wir auf unserer Indienreise nicht zwei Exemplare benötigten. Die Verkäuferin machte ein Resting bitch face, worauf ich mich geschlagen gab und peinlich berührt den Kiosk verließ. Draußen fuhr unter begeistertem Johlen am Straßenrand Stehender ein Wasserwerferfahrzeug mit laufendem (!) Wasserwerfer entlang. 'Aha', dachte ich, 'die wollen bestimmt Jugendproteste ähnlich denen, die kürzlich in Madagaskar aufflammten, niederschlagen.' Dann erkannte ich: 'Aber die Einsatzkräfte darauf sind ja selbst noch Jugendliche!' Irritiert wachte ich auf.
Sonntag, 23. November 2025
Freitag, 21. November 2025
Es weihnachtet sehr (im November!)
Mittwoch, 19. November 2025
Kleiner Nachtrag zu gespielten Spielen
Just an jenem Tag, an dem ich meinen Rezensionssammelbeitrag veröffentlicht habe, flatterte die neue Ausgabe der GameStar ins Haus, enthaltend Tests zweier Spiele, deren Vorgänger ich gerade in der Mache habe. Zum einen wurde zu meiner Überraschung Little Nightmares 3 vorgestellt, welches nach einem Entwicklerwechsel nicht wie die Vorgänger von Tarsier Studios gemacht wurde, sondern von Supermassive Games. Nicht nur dem abermals schaurig-schönen Look nach atmet es den Geist der ersten beiden Teile, weist aber wohl auch deren Krankheiten auf. Die Wertung von 79 Punkten sowie der Meinungskasten lassen jedenfalls darauf schließen, dass ich mir bei "Little Nightmares 3" wieder die Haare raufen würde bzw. werde, so ich es denn irgendwann spiele: Die angeführten Minuspunkte "Trial & Error" und "schwammige Steuerung" sind genau das, weswegen ich, wie ich im letzten Blogpost andeutete, kurz davor bin, "Little Nightmares 2" zu deinstallieren.
Außerdem ist – das hatte sogar ich mitbekommen – The Outer Worlds 2 erschienen. Da ich immer noch mit dem ersten Teil beschäftigt bin, und zwar mit großem Vergnügen, kann ich diesen Rollenspiel-Koloss ("Passt nicht zu euch, wenn ihr kein RPG unter 300 Spielstunden anfasst") erst mal nur vorfreudig auf meine Zu-spielen-Liste schieben. 85 Punkte und einen Gold-Award konnte der Obsidian-Weltraum-Spaß einheimsen.
Zu guter Letzt ist der kürzliche Release von Call of Duty: Black Ops 7 eine Erwähnung wert, und zwar weil ich – das hatte ich bewusst unterschlagen – auch an dessen Vorgänger (im Oktober 2024 rausgekommen) noch knabbere. "Black Ops 6" ist, wie ich erwartet hatte, in Sachen Spannung, Technik, Detailreichtum und Gameplay ein Shooter auf höchstem Niveau, ist jedoch auch vom Anspruch her auf der Höhe seiner Zeit, sprich: für mich zu hart. Seit ich bei einem Bürokomplex-Infiltrations-Level mindestens zehn Mal nach je maximal zwei Minuten das Zeitliche gesegnet habe, ruht das Spiel unangetastet auf meiner Xbox-Festplatte. Ob mein Frust jemals so weit abklingen wird, dass ich die (auf jeden Fall fesselnde!) Mission wiederaufnehme, ist nicht abzusehen. Dabei habe ich den niedrigsten Schwierigkeitsgrad eingestellt! I'm too old for this shit.
Montag, 17. November 2025
Videospiele, die ich gespielt habe
Auch Open Roads krankte an schlampiger Übersetzung (ich berichtete), aber darüber sah ich hinweg, weil ich dem Genre "emotionale Reise mit Mystery-Elementen" prinzipiell wohlwollend gegenüberstehe. Und immerhin stammt "Open Roads" vom selben Entwicklungsteam wie dem von "Gone Home" und hat Annapurna Interactive als Publisher im Rücken, das uns schon Perlen wie "What Remains of Edith Finch" und "Twelve Minutes" brachte! Dennoch war ich von diesem Mutter-Tochter-Roadtrip nur mäßig begeistert. Die Dialoge und die Navigation durch diese erschienen mir allzu simpel. Die Rätsel sind nicht der Rede wert. Immerhin die Vermittlung des Zeitgeistes (2003 – herrje, das ist ja nun auch schon tiefste Urzeit!) und der Style im Allgemeinen wussten zu überzeugen, auch der Graphik, die nicht jedermanns Geschmack treffen mag (handgezeichnete Cutscenes!), konnte ich etwas abgewinnen.
Keineswegs nur ein besserer "Walking Simulator" ist dagegen Road 96. Hier geht es gameplay-mäßig durchaus zur Sache. Viele Konflikte lösen wir zwar verbal, aber nicht selten muss getüftelt, geknobelt und geforscht werden. Sogar Verfolgungsjagden oder Befreiungsmanöver unter Zeitdruck begegnen uns. Ob und wann, ist dabei unvorhersehbar. Denn das ist der Clou des Spiels aus dem französischen Studio DigixArt: Kein Durchgang gleicht dem anderen. Wir begegnen in jedem Akt als ein/e von mehreren Protagonist(inn)en abwechselnd einem von sieben wiederkehrenden NPCs, wir schlagen uns von Süden nach Norden durch, wobei schon die Wahl des Fortbewegungsmittels (Taxi, per Anhalter, auf Schusters Rappen ...) gravierende Auswirkungen auf die Zukunft hat. "Prozedural generierte Interaktionen" nennt sich das, und dieses Prinzip erhöht den Wiederspielwert natürlich ungemein. "Road 96" ist wie "Open Roads" und vergleichbare Titel in der jüngeren Vergangenheit angesiedelt, hier: den 1990ern, allerdings in einem Paralleluniversum, in welchem ein drastisch abgeriegeltes, klar an die USA angelehntes Land namens Petria von einem herzlosen Diktator regiert wird. Das Ziel der jugendlichen Hauptfiguren: es bis zur Grenze schaffen und diese überqueren. Auf Facebook durfte "Road 96" nicht beworben werden mit der Begründung, es sei "zu politisch", sprich: im aktuellen Klima wohl zu linksradikal bis anarchieverherrlichend.
Von allen Games in dieser Vorstellungrunde ist "Road 96" mein Favorit, nicht nur unter narrativen Gesichtspunkten. Die Unity-Engine wird optimal eingesetzt, die Stimmen sind super, Easter Eggs und Achievements erfreuen das Zockerherz, und der Soundtrack ist ein einziger Banger!
Dredge könnte so etwas wie ein "Stardew Valley" auf dem Ozean sein – abzüglich der sozialen und Rollenspiel-Elemente. Das zunächst beschaulich erscheinende Angel-Abenteuer, bei dem wir sammeln, basteln, verkaufen, unseren Fischkutter aufrüsten, Inseln entdecken und die Weite des Ozeans erkunden, hat mich leider nicht lange gefesselt. Das Einholen der Meerestiere und das titelgebende Dredgen sind nämlich äußerst anspruchsvoll. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass die In-game-Tage schlicht zu kurz sind. Kaum haben wir unter Aufbietung all unserer Controllerbeherrschungsskills zwei, drei Fische gefangen, dämmert es und Unheil droht. In der Nacht ziehen nämlich namenlose (lovecraft'sche?) Schrecken auf, die unseren Verstand über Bord gehen lassen. Auch unser Kahn will permanent umsorgt werden, denn jeder Navigationsfehltritt führt zu die Steuerung erschwerenden und kostspieligen Beschädigungen.
Sorry, aber dieses Werk von Team17 (ganz recht: dem legendären, 1990 gegründeten Team17) tut weder meinem Seelenfrieden noch meinen Fingergelenken gut. Zum Glück war es im Game-Pass enthalten.
Auch das Ozean-Erforschungs-Simulations-Adventure Under the Waves kann schnell in Stress ausarten und hat mich zudem in anderer Hinsicht überfordert: Die Steuerung und das Zurechtfinden in der Tiefsee übersteigen bisweilen meine Kompetenz. Wer einen ähnlich schlechten Orientierungssinn hat wie ich, wird sich wiederholt "Wo zur Hölle bin ich und wo muss ich hin?!" fragen. Die Missionen sind an sich unterhaltsam und motivierend, lassen jedoch selten Zeit für freies exploring oder Nebenaufgaben wie das Fotografieren der Tierwelt. Wie bei "Dredge" gehen die Tage viel zu rasch vorbei. Habe ich nach getaner Arbeit an meiner Unterwasserstation angedockt und mich in mein behagliches, einsames Quartier zurückgezogen, fühle ich mich aber irgendwie heimisch; beim Herumschlendern in meinem beengten Nest kamen Erinnerungen an "Firewatch" auf. Auch hier erfolgt mein einziger Kontakt zur Außenwelt über ein Funkgerät. Obendrein scheint es wie bei jenem um ein unverarbeitetes Trauma zu gehen. Ihr merkt: Ich stecke bei "Under the Waves" noch ganz am Anfang. Im Gegensatz zu "Dredge" werde ich es weiterspielen, denn ich habe dafür Geld ausgegeben. Außerdem spielt es technisch einige Ligen darüber, denn "Dredge", das vergaß ich klarzustellen, reißt optisch keine Bäume aus.
Ebenfalls noch lang nicht durch bin ich mit Little Nightmares II. Ich stecke momentan fest. Dass die Fortsetzung des Puzzle-Platformers von 2017 mehr Nervpassagen beinhalten würde, hatte ich im Vorfeld gelesen. Meine Geduld wird nun aber derart strapaziert, dass ich ans Aufhören denke. Wären diese übertrieben schweren Stellen nicht, würde das fiese, verstörende, visuell (alb)traumhafte Horror-Game bei mir genau die richtigen Knöpfe drücken. Aber dass ich ständig die richtigen Knöpfe in der jeweils exakt passenden Zehntelsekunde drücken muss, ist zu viel verlangt!
Samstag, 15. November 2025
Is It Carrot Cake?
Ich liebe Rü(e)blitorte. Auf die Idee, selbst eine zu backen, war ich jedoch noch nie gekommen, bis ich zufällig auf ein Rezept namens "Schneller Rüblikuchen" gestoßen bin. Das Rezept ist eines für den Thermomix, kann aber vermutlich mit jeder beliebigen Küchenmaschine umgesetzt werden, die in der Lage ist, Möhren und ganze Mandeln zu zerhacken.
Man muss nämlich (in einem Rutsch!) zerkleinern und vermengen (Thermomix-Einstellung: 30 Sekunden auf Stufe 6): 250 g Karotten (in Stücken), 1 Apfel (in Vierteln), 200 g Mandeln, 5 Eier, 50 g Sonnenblumenöl, 150 g Zucker, 200 g Mehl, 2 TL Backpulver und 1 TL Zimt. Dann gießt man den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Springform und bäckt ihn im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad ca. eine halbe Stunde (ggf. nach 20 Minuten die Form mit Backpapier abdecken). DAS WAR'S!
Was soll ich sagen? Dafür, dass dieser Kuchen derart flott und einfach zuzubereiten ist, schmeckt er mindestens akzeptabel! (Mini-Marzipan-Möhren hätte ich noch oben drauf legen sollen, mjamm!) Vielleicht werde ich hier aber in Zukunft gelegentlich raffiniertere Backrezepte teilen.
Donnerstag, 13. November 2025
Die Bibel für alles Mediterrane
Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich als Inselfreak diesen Prachtband bis vor ein paar Wochen noch nicht in meinem Bücherregal stehen hatte: "Die Inseln des Mittelmeers" von Charles Arnold (Hg.).
Von seiner Existenz weiß ich schon lange, und vor etlichen Jahren hatte ich ihn mir auch schon mal aus der Bibliothek ausgeliehen, aber erst neulich dachte ich mir: Mensch, den musst du doch eigentlich besitzen. Nun besitze ich ihn.
Man muss vorausschicken, dass das Buch zwangsläufig nicht jede Mittelmeerinsel behandeln kann. Mehr als 1000 Inseln (Definition: "alle vom Wasser umgebenen Landflächen von mehr als einem Zehntel Quadratkilometer") werden lediglich namentlich und mit Lage und Größe aufgeführt, so etwa die recht berühmte französische Île d'If. Nicht wenige Eilande befinden sich in Privatbesitz; über jene dürfen vermutlich gar keine näheren Informationen, geschweige denn Besuchstipps herausgegeben werden.
Die 218 wichtigsten Inseln, und das heißt: alle größeren mit Übernachtungsmöglichkeiten, werden auf je einer Einzelseite mit allerlei nützlichen Informationen vorgestellt.
Locker über das Buch verteilt sind mehrere Aufsätze, z.B. zur Pflanzenwelt oder zur Entwicklung des Tourismus. Im Anhang finden sich ein umfangreicher Statistikteil sowie Satellitenaufnahmen aller relevanten Gebiete des Mittelmeers.
Ansprechende Fotos runden das Werk ab, welches ich hiermit allen, die sich irgend für Inseln begeistern können, wärmstens ans Herz lege.
Dienstag, 11. November 2025
"Bald" nun ist Weihnachtszeit
In den Chor derer, die den alljährlich weiter nach vorn rückenden Verkaufsstart für saisonales Naschwerk beklagen, mag ich nicht einstimmen. "Spekulatius im August! Christstollen im September! Fondant-Dotter im Januar!" – ja ja, wir haben's zur Genüge gehört. Was mir jedoch dieses Jahr auffällt, scheint mir dokumentierenswert: Bereits jetzt, Anfang November, ist an vielen Stellen Weihnachtsdekoration zu sehen. Auf einer Imbissbude im Frankfurter Hauptbahnhof stehen mindestens seit letzter Woche Rentiere und winterliche Ornamente. Am Oberdeck eines Parkhauses in der Innenstadt hängen silbern glitzernde Lichterketten. Diverse Schaufenster sind entsprechend geschmückt. So einen regelrechten Festtags-Drang kannte ich bisher nur aus anderen Ländern. Tannengrün vor dem 1. Advent, das war doch bislang bei uns undenkbar. Es macht den Eindruck, als könnten es die Deutschen heuer kaum erwarten, dass es weihnachtlich wird, als sehnten sie die besinnliche Zeit nicht nur herbei, sondern wollten sie mit aller Gewalt manifestieren.
Wenn ich dran denke, werde ich nächstes Jahr das erste Auftauchen von Xmas-Deko fotografisch festhalten. Ich könnte mir im Übrigen vorstellen, dass man hierzulande demnächst auch das Erntedankfest nach amerikanischer Art begeht, quasi als Nachvornverlängerung der Weihnachtszeit. Halloween, Thanksgiving, Nikolaus, Heiligabend, Silvester, zwei Monate lang "Happy Ho-Ho-Holidays!" – ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll.
Sonntag, 9. November 2025
Ein rätselhafter Screenshot
"Modern Family"-Star: Sofía Vergara verpasst Emmy-Verleihung wegen Augenallergie
Freitag, 7. November 2025
Neues Altes (Juli-Oktober '25)
- Grab des ersten Mayakönigs von Caracol entdeckt (scinexx.de) Es handelt sich um Te K’ab Chaak, der im Jahr 331 den Thron bestieg und "zum Begründer einer mehr als 460 Jahre lang regierenden Königsdynastie" wurde. In dem Grab, in dessen Nähe sich drei weitere Gräber hochrangiger Mayas fanden, lagen zahlreiche Beigaben, "darunter Jadeschmuck und eine kunstvolle Totenmaske in Form eines Jadeit-Mosaiks, sowie geschnitzte Knochenflöten, vom Pazifik stammende Muschelschalen und elf verzierte Keramikgefäße".
- Archäologen entdecken antiken Schmuck aus der Römerzeit mit besonderer Bedeutung ("Focus online", 22. Juli) Das Trilobiten-Amulett wurde auf der Müllhalde des Domus einer offenbar wohlhabenden römischen Familie in Galicien gefunden, wobei das Fossil nicht von dort stammt, "sondern aus einer Region wie Kastilien-La Mancha oder Extremadura, etwa 430 Kilometer südöstlich. Das Forschungsteam vermutet, dass das Fossil über Handelswege nach Galicien gelangte." Womöglich schrieb man dem intentionell bearbeiteten Gliederfüßerüberrest magische, schützende Wirkung zu.
- Familienrezepte bei Neandertalern? Neue Studie deutet auf Traditionen hin (stern.de, 23. Juli) "'Die feinen Unterschiede in den Schnittmustern zwischen [den 70 km voneinander entfernten Höhlen Amud und Kebara im Norden Israels] könnten lokale Traditionen in der Zerlegung von Tierkadavern widerspiegeln', sagt die Studienleiterin Anaëlle Jallon von der Hebräischen Universität Jerusalem. Demnach wurden die Traditionen über Generationen weitergegeben".
- Rätselhafte Riesenschuhe in römischem Kastell entdeckt (Telepolis, 27. Juli) Die Größe der Schuhe der am Hadrianswall in Northumberland gefundenen Kollektion entsprechen der modernen britischen Größe 41 bis 42. "Emma Frame, leitende Archäologin der Magna-Ausgrabungen, vermutet: 'Wir müssen davon ausgehen, dass es etwas mit den hier lebenden Menschen zu tun hat, die größere Füße und möglicherweise auch eine größere Statur hatten [...]'", was "bedeuten würde, dass einige Angehörige der Militärgemeinschaft in Magna tatsächlich sehr groß gewesen sein müssen. [...] Es könnte jedoch auch andere Erklärungsansätze geben. Könnte es sich beispielsweise um eine Art Schneeschuhe oder Winterstiefel handeln, die zusätzliche Polsterung oder mehrere Paar Socken erlaubten? Ein Brief, der unter ähnlichen Bedingungen wie die Schuhe in Vindolanda erhalten blieb, erwähnt ein Geschenk aus Socken und Unterhosen, das an jemanden geschickt wurde, der dort stationiert war", etwa einem Bogenschützen aus dem wärmeren Syrien, für dessen Anwesenheit es ebenfalls Belege gibt.
- Coptic City Unearthed in Egypt's Western Desert (Archaeology Magazine, 29. Juli, englisch) Wohnhäuser, Gräber und zwei Kirchen wurden in der ägyptischen Kharga-Oase freigelegt und zeugen von frühem christlichen Leben.
- Größtes Werkzeug: Archäologen entdecken im Hohle Fels Meißel aus Elfenbein (SWR, 31. Juli) Ein "Team um Archäologie-Professor Nicholas Conard [hat] das einzigartige Objekt im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren als 'Fund des Jahres' präsentiert. [...] 'Mit diesem Fund wird die allgegenwärtige Bearbeitung von Elfenbein immer deutlicher', erklärt Conard. Bisher haben die Archäologen Endprodukte aus Elfenbein gefunden, Schmuckstücke oder Figuren. 'Jetzt finden wir das Werkzeug und Hinweise, dass der Hohle Fels zum Beispiel eine ganze Elfenbein-Werkstatt war.' Die Archäologen der Universität Tübingen sprechen deshalb bereits von einem Elfenbein-Zeitalter für die Periode von vor 43.000 bis 35.000 Jahren."
- Ältestes Altenheim der Welt entdeckt (israelnetz.com, 21. August) In der antiken Stadt Hippos nahe dem See Genezareth wurde ein Mosaik aus dem 4./5. Jh. freigelegt, das "die Inschrift 'Friede sei mit den Ältesten'" enthält. "Um die Schrift herum sind Bilder angeordnet von Seerosen, Zypressen, Früchten und Gefäßen. Aus der prominenten Lage des Mosaiks am Eingang eines öffentlichen Gebäudes schließen die Forscher, dass die Inschrift damals für die Eintretenden gut sichtbar war. Sie gehen davon aus, dass die Institution ein gemeinschaftliches und spirituelles Zentrum war, das die sozialen Werte der christlichen Stadt widerspiegelte."
- Menschen haben schon vor 9200 Jahren Getreide mit Steinsicheln geerntet ("Spiegel online", 26. August) Ausgrabungen in der Toda-Höhle im Süden des heutigen Usbekistan legen nahe, "dass die Ernte von Wildgetreide viel weiter verbreitet war als vermutet. Denn dort – Tausende Kilometer nordöstlich des Fruchtbaren Halbmonds etwa auf der Breite von Athen gelegen – fand das Team Steinwerkzeuge, Holzkohle und Pflanzenreste." Die Bearbeitung der somit "ungeplanten" Domestizierung erfolgte mit Steinklingen.
- „Die Leichen wurden gehäutet und entfleischt, ihre Knochen gekocht“ ("Welt online", 1. September) "Vor rund 5700 Jahren hat in [der nordspanischen Karsthöhle] El Mirador ein regelrechtes Gemetzel stattgefunden, wie Archäologen und Anthropologen jetzt in den 'Scientific Reports' berichten. Unter den Opfern waren sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene. Womöglich wurde eine ganze Familie oder Gruppe ausgelöscht."
- Als der Mensch sich das Pferd zum Nutztier machte, waren zwei Gene entscheidend ("Welt online", 4. September) Das eine ist für die Stresstoleranz der Tiere zuständig und hat damit Einfluss auf die Domestizierbarkeit, das andere steht "sowohl mit der Anatomie von Rücken und Wirbelsäule als auch mit der Ausdauer in Zusammenhang". Die Forschungsgruppe "hatte das Erbgut von 86 Pferden aus verschiedenen Teilen der Welt und von einem Esel auf 266 verschiedene genetische Eigenschaften analysiert und aus den Ergebnissen einen Stammbaum abgeleitet", der 5000 Jahre in die Züchtungsvergangenheit zurückreicht.
- Wegweiser in der Wüste: 12.000 Jahre alte Tierabbildungen entdeckt (mdr.de, 2. Oktober) In der arabischen Nefud-Wüste hat ein Forscherteam 60 Felskunsttafeln mit 176 Gravuren entdeckt. Die teils beinahe 13.000 Jahre alten, naturalistischen Abbildungen mit Maßen von bis zu 3 Metern Länge und 2 Metern Höhe zeigen "hauptsächlich Kamele, Steinböcke, Pferde, Gazellen und Auerochsen", die mehr als "künstlerischer Ausdruck waren: '[...] sie waren wahrscheinlich Aussagen über Präsenz, Zugang und kulturelle Identität.' [...] 'Die Felskunst markiert Wasserquellen und Bewegungsrouten und symbolisiert möglicherweise territoriale Rechte und generationsübergreifendes Gedächtnis.'"
- Kolosse auf Wanderung ("Spiegel online", 9. Oktober) Die Moais auf der Osterinsel sind gewandert! In einem praktischen Experiment wurde eine gewichtsgleiche Kopie von "drei Gruppen bestehend aus je einer Handvoll Menschen abwechselnd an Seilen, die den Koloss umschlingen und ihn dadurch nach vorn schaukeln", in Trippelschritten über eine beachtliche Strecke transportiert. "Die aktuelle Studie widerspricht damit anderen Theorien, laut denen die Statuen auf Holzstämmen verladen und vorwärtsgerollt wurden."
- Der Nazi-Adler hinter der Rigipswand ("Welt online", 13. Oktober) Zum Schluss keine wirkliche Neuigkeitenmeldung, aber ein dennoch lesenswerter Kurzaufsatz zu durch Naturgewalten ans Licht gekommene historische Zeugnisse.
Donnerstag, 6. November 2025
Die Quittung gekriegt
Überaus entzückt war ich, als ich neulich diesen portugiesischen Brotaufstrich sah:
Erklärung: Unser deutsches Wort Marmelade ist eine Entlehnung aus ebenjenem portugiesischen Wort marmelada, das auf der Schachtel steht. Das wiederum ist eine Ableitung von marmelo "Quitte" und hat die Bedeutung "Quittenmus". Und genau um dieses Produkt handelt es sich! Marmelada hat sich also die ursprüngliche, enge Bedeutung bewahrt, und Quittenmarmelade heißt eben nicht, analog zu bspw. marmelada de laranja (Orangenmarmelade), "marmelada de marmelo".
Nichtlinguistinnen mögen jetzt mit den Schultern zucken, aber ich kann mich über so etwas freuen wie Bolle.
Geschmeckt hat's übrigens so mittel.
Dienstag, 4. November 2025
Serientagebuch 10/25
01.10. Futurama 10.01
02.10. Alien: Earth 1.05
03.10. 19-2 2.01
Futurama 10.02
04.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.01
05.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.02
19-2 2.02
06.10. Futurama 10.03
07.10. The Simpsons 37.02
08.10. Alien: Earth 1.06
09.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.03
11.10. Lost 2.09 (RW)
13.10. The Paper 1.05
Alien: Earth 1.07
How Are You? It's Alan (Partridge) 1.04
14.10. Futurama 10.04
How Are You? It's Alan (Partridge) 1.05
15.10. Alien: Earth 1.08
16.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.06
19.10. 19-2 2.03
21.10. 19-2 2.04
23.10. 19-2 2.05
25.10. 19-2 2.06
26.10. 19-2 2.07
19-2 2.08
28.10. 19-2 2.09
29.10. 19-2 2.10
Obwohl ich im Oktober keine einzige Folge South Park gesehen habe, muss ich die 27. Staffel hier und jetzt rezensieren, da kurzfristig entschieden wurde, diese nach der gerade mal fünften Episode enden zu lassen und nicht mal einen Monat später mit der 28. Staffel zu beginnen. Das verstehe, wer will.
Wie für viele andere stellte Season 27 für mich eine absolute Glanzleistung dar: Die Serie hat wieder zu sich gefunden, ist so ätzend, geschmacklos und caustic, wie es die Umstände nötig machen. Den derzeitigen Präsidenten kann und sollte man kein Deut respektvoller behandeln und darstellen, als wie es hier getan wird; die krudesten satirischen Mittel sind gerade angemessen, und Trump als South-Park-Hussein 2.0 reinkarnieren zu lassen, ist nachgerade genial. Der Story-Arc um Trump, Vance, Satan & Co. ist denn auch das Beste an dieser Mini-Staffel und entschädigt für einzelne schwächere Subplots (wer wird sich in einem Jahr noch an Labubus erinnern?). So kann es weitergehen! Und geht es auch, sofern der gestern von mir gesehene Auftakt von Season 28 aussagekräftig ist.
Die Prequel-Serie Alien: Earth gehört, und auch mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da, zum Großartigsten, was dieses Jahr im Bereich High-Prestige-Drama vorgelegt wurde (und so viel gibt es davon zwischen all der mittelmäßigen Stangenware gar nicht mehr, oder?). Schon die erste halbe Stunde zieht einen direkt in den vertrauten und geschätzten Kosmos des Originalspielfilms hinein, fängt dessen Atmosphäre, den Look & Feel perfekt ein. Noah Hawley kann's anscheinend doch noch! (Er schreibt übrigens auch Bücher; seinen Thriller "Vor dem Fall" habe ich letztes Jahr gelesen und fand ihn so lala.) Dass die Hauptprotagonisten Kinder in Erwachsenen- bzw. Teenagerkörpern sind ("Hybriden"), mag bisweilen verstören, aber die eigentlichen Stars sind ohnehin die grauslichen Kreaturen. Wer befürchtet, dass man zu lange warten muss, bevor man einen klassischen Xenomorph zu Gesicht bekommt (vgl. "Prometheus"), wird beizeiten eines Besseren belehrt. Überraschend war, dass das "Wunderkind" Boy Kavalier (die Namen sind mitunter leicht doof) mich nicht so sehr nervte, wie die von dem Timothée Chalamet für Arme verkörperte Figur es drauf anlegte.
And suddenly ... eine neue Alan-Partridge-Serie! How Are You? It's Alan (Partridge) ist abermals etwas völlig Anderes als die vorangegangenen Produktionen um Steve Coogans Kultfigur (Mockumentary, Fake-Talkshow, Podcast etc.), nämlich eine Dokureihe mit dem vorgeblichen Ziel, die seelische Gesundheit Großbritanniens zu beleuchten. Natürlich geht es nur am Rande um mental health, denn Partridge legt seine Erkundungen so an, dass sie sich letztlich nur um Partridge drehen. Die üblichen Verdächtigen tauchen in Nebenrollen auf, es gibt zahlreiche Verweise auf frühere Geschehnisse sowie diverse Nebenstränge aus dem Privatleben des gefallenen Entertainers, die wie üblich zum Schießen resp. zum Fremdschämen sind, u.a. um Alans Lebensgefährtin. Superb!
Dass ich im letzten Drittel des Monats ausschließlich die zweite Staffel von 19-2 geschaut habe, lag daran, dass Amazon Prime entschieden hat, diese kanadische Polizeiserie, deren erste Staffel ich vor beinahe zehn Jahren sah, aus seinem Programm zu entfernen. Ich musste mich also ranhalten. Schade, dass ich die Staffeln 3 und 4 nun so bald nicht werde konsumieren können, aber eine unbestimmt lange Pause tut nach den letzten zehn Folgen ohnehin gut, denn das war ganz schön harter Stoff. Allein die Premiere, welche in Deutschland eine FSK-18-Freigabe erhalten hat, setzte mir mit ihrer drastischen Schilderung eines Schulmassakers gehörig zu, und auch am Ende wird es ziemlich unangenehm. Womöglich ist "19-2" zu realistisch, was andererseits ihre große Stärke ist. An "Line of Duty" kommt sie freilich nicht ran, aber mehr als ein handelsübliches Procedural oder gar plumpe "Copaganda" ist sie allemal. Erfreulich war, dass den einnehmend gespielten Nebencharakteren weit mehr Platz eingeräumt wurde als in Season 1.
Freitag, 17. Oktober 2025
In eigener Sache: Blogpause, Seitenstraße
Montag, 13. Oktober 2025
Wo alle Brünnlein fließen
Schmunzeln musste ich, als ich dies im Something-Awful-Forum las:
one of my defining memories of Germany is flying into Tegel for the first time, being thirsty, and asking a visitor information person where the nearest water fountain was.
He looked at me very sternly and said "In Germany we do not have such things!"
Stimmt schon: Im Vergleich zu beispielsweise Frankreich sind wir hier mit öffentlichen Wasserspendern und Trinkbrunnen nicht gerade gesegnet. Doch es wird besser! Viele Gemeinden haben in den vergangenen Jahren welche aufgestellt, in Frankfurt sind es inzwischen 24 Stück, und in meinem Wohnörtchen befinden sich sogar gleich zwei in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Offenen Bücherschrank. Freilich, da ist noch Luft Wasser nach oben, aber man muss bedenken, dass in Deutschland auch das Leitungswasser trink- und genießbar ist und Durst somit auch in Bedürfnisanstalten und überall, wo es Waschbecken gibt, gestillt werden kann.
Zur Brunnensuche empfehle ich die Seite trinkwasser-unterwegs.de: Postleitzahl/Stadt eingeben oder Standort erkennen lassen und alle Labungsquellen in der Umgebung finden.


















