Dienstag, 7. Oktober 2025

Wer ist Garrett?

Ein breites Grinsen bemächtigte sich meines Gesichts, als ich letzte Woche "Jeopardy!" sah. Einer der Kandidaten in der Sendung vom 25.9. war Erik Nielsen (M.):


Vorgestellt wurde er als "Vertretungslehrer aus Hollywood", Comedy-Fans dürfte Erik Charles Nielsen jedoch als Schauspieler bekannt sein, der eine kleine wiederkehrende Rolle in "Community" hatte. Tatsächlich war "Garrett Lambert" in jener Sitcom meine Lieblingsnebenfigur; ich musste über jeden einzelnen seiner Auftritte lachen! Dass er bei "Jeopardy!" antreten würde, hatte ich zuvor im Something-Awful-Forum gelesen. Ob ich ihn auch ohne diese Vorab-Info erkannt hätte? Gewiss hätte ich mich die ganze Zeit gefragt: Woher kenne ich den? Schade, dass er am Ende als Zweitplatzierter nach Hause gehen musste. Dabei lag er für einen kurzen Moment sogar in Führung, hatte ein "Daily Double" erwischt und korrekt beantwortet.


Es bleibt die Frage: Ab wann gilt man als berühmt genug, um nicht mehr in einer regulären "Jeopardy!"-Ausgabe an den Start gehen zu dürfen? Ist man mit 43 Credits bei "Community" und einem Stand-up-Auftritt bei Conan noch kein Fall für "Celebrity Jeopardy"? Nun, laut imdb hat sich Nielsen seit 2019 aus dem Schauspielgeschäft zurückgezogen (wobei er zurzeit immerhin in der Animationsserie "Krapopolis" regelmäßig als Sprecher zu hören ist), und schließlich wurde er weder als actor angekündigt noch war seine Fernsehkarriere Thema der Vorstellungsrunde. Ein Mann mit normalem Beruf ohne Starallüren, sympathisch! Von mir aus darf er aber bald mal wieder irgendwo vorsprechen.

Sonntag, 5. Oktober 2025

Word of the week

Diese Woche im Zusammenhang mit dem Shutdown in den USA ein neues englisches Wort gelernt: furlough. Es bedeutet "jmd. (zwangs)beurlauben", als Substantiv entsprechend "⁠(Zwangs-)Beurlaubung; Freistellung". Auf Häftlinge bezogen kann es mit "Freigang" übersetzt werden. In einem NBC-Newsticker zum Thema, der (Stand: 3. Oktober) mit "Trump and Democrats dig in as federal workers face furloughs" überschrieben ist, kommt das Wort sehr oft vor. Von "hundreds of thousands of government workers who are typically furloughed during a shutdown" ist da die Rede, und in einem Eintrag wird eine galgenhumorige Grußformel unter Regierungsangestellten zitiert: "'Happy furlough!' a staffer wished an arriving member of her team like she would intone a birthday greeting."

Laut Merriam-Webster taucht furlough (als Nomen) erstmals im Jahr 1631 auf. Seine Herkunft ist niederländisch: mittelndl. verlof "Erlaubnis" mit lof : mhd. loube "Erlaubnis" (vgl. er-laub-en und natürlich auch Urlaub: "In der höfischen Sprache der mhd. Zeit bezeichnete [urloup 'Erlaubnis'] dann die Erlaubnis wegzugehen, die ein Höherstehender oder eine Dame dem Ritter zu geben hatte. In der Neuzeit bezeichnet 'Urlaub' die [offizielle] vorübergehende Freistellung von einem Dienstverhältnis". Duden Herkunftswörterbuch).

Freitag, 3. Oktober 2025

Albernes zum Wochenschluss

Merkreime zur Unterscheidung von Teigtaschen nach ihrer geographischen Herkunft

Momos schmecken nicht nur Zwergen / in Tibet und in Nepals Bergen.

Schon aus dem Dönerladen kannt' i' / die Köstlichkeit der Türken: Mantı.

Nie isst sie der Mongole pur. / Gebraten werden sie: Chuushuur.

Liest man in Japan wohl Spinoza? / Egal. Verspeisen tut man Gyōza.

Man füllt's mit Hackfleisch (auch vom Nandu?) / und nennt's auf koreanisch Mandu.

In Polen gilt es fast als Drogi: / Teigtaschen-Methadon Pierogi.

Auf "Siopao", das sag' ich Ihnen, / reimt sich mitnichten "Philippinen".

In ganz Georgien, nicht in Mali, / kennt man den Snack namens Khinkali.

Tsatsiki drauf, dazu Retsina, / na klar, Wan Tan sind typisch China!

"Was Russisches? Das ess' ich eh nie." / Wer so was sagt, kennt nicht Pelmeni.

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Serientagebuch 09/25

01.09. Hostage 1.03
02.09. Eagleheart 3.01
Eagleheart 3.02
03.09. Andor 2.09
Andor 2.10
04.09. Hostage 1.04
Eagleheart 3.03
South Park 27.04
05.09. Hostage 1.05
The Paper 1.01
06.09. Lost 2.05 (RW)
Lost 2.06 (RW)
07.09. The Paper 1.01
08.09. Gotham 5.08
09.09. Eagleheart 3.04
Eagleheart 3.05
Andor 2.11
11.09. Andor 2.12
13.09. The Guest 1.01
The Guest 1.02
Eagleheart 3.06
Lost 2.07 (RW)
14.09. The Paper 1.03
15.09. Gotham 5.09
16.09. Eagleheart 3.07
19.09. The Guest 1.03
Lost 2.08 (RW)
23.09. Eagleheart 3.08
Eagleheart 3.09
The Guest 1.04
24.09. Gotham 5.10
25.09. South Park 27.05
Alien: Earth 1.01
Eagleheart 3.10
26.09. Alien: Earth 1.02
Alien: Earth 1.03
27.09. Alien: Earth 1.04
29.09. Gotham 5.11
Gotham 5.12
30.09. The Paper 1.04
The Simpsons 37.01

Es gibt moderne Serien, die greifen eine Trope auf, die man schon gefühlte hundert Mal verhandelt sah, schaffen es aber durch handwerkliche Virtuosität und das Hinzufügen kleiner Variationen und Subversionen, sie frisch und überraschend wirken zu lassen. "Hijack" war so ein Beispiel: Aus der Thriller-Prämisse Flugzeugentführung noch etwas Neues herauszukitzeln und damit eine der spannendsten Serien der letzten Jahre vorzulegen – Kudos!
Ein weiterer Fall ist Hostage, bei der es um Folgendes geht: Der Mann der britischen Premierministerin wird, gemeinsam mit seinen Kollegen von Ärzte ohne Grenzen, in Französisch-Guyana als Geisel genommen. Wenn seine Frau nicht von ihrem Amt zurücktritt, stirbt er. Ausgerechnet jetzt, wo die Premierministerin vor einem Treffen mit der französischen Präsidentin steht, welches die Spannungen zwischen den beiden Nationen wenigstens teilweise lösen soll! Doch auch sie wird auf pikante Weise erpresst ... Gähn? Keineswegs! Der Fünfteiler kommt verlässlich mit schockierenden Enthüllungen um die Ecke, stellt Dinge infrage und auf den Kopf und erinnert mitunter an die besten Momente von "24". Wie bei "Hijack" steckt auch hier Domestic Terrorism hinter allem, und natürlich – insoweit wird dann doch wieder ein Klischee bedient – gibt es auch den ein oder anderen Maulwurf.
Insgesamt ein Tip-top-TV-Event ohne Hänger und Abschweifungen, in dem die nie enttäuschende Suranne Jones die Hauptrolle übernimmt. Und Julie Delpy, das war mir vorher nicht bewusst, ist schon eine verdammt coole Socke.

Durchaus einige Längen hat dagegen die zweite Staffel Andor. In ihrem Anspruch, den Charakteren viel Raum für Entwicklungen zu geben, Fallhöhe aufzubauen und die Tiefen aller Nebenplots auszuloten, schießt die Vorgeschichte von "Rogue One" gelegentlich übers Ziel hinaus und dehnt einzelne Akte ins Unnötige. "Ja ja, wir haben's verstanden!", will man da rufen. "Andor" weiß, dass es das von der Kritik geliebte Prestige-Drama im Star-Wars-Universum ist, eine wohltuende Kur nach bzw. zwischen zuletzt hingerotzt erscheinenden Abenteuern wie "Ahsoka" und "The Acolyte" (beide habe ich nicht gesehen, werde es aber nachholen und bin mir sicher, dass ich trotzdem kaum über die Maßen enttäuscht sein werde, haha).
Wie dem auch sei: "Andor" ist erwachsen, tut bisweilen weh, traut sich was, ist, kurzum, toll.

The Guest ist ein BBC-Vierteiler mit einem unverbrauchten, aber fähigen Cast. Im Fokus steht eine junge arbeitslose Frau, die von einer reichen Unternehmerin zufällig (?) aufgegabelt und als Reinigungskraft angestellt wird und bald in das luxuriöse Eigenheim einziehen darf. Dort ist nichts, wie es scheint (aber nicht in einem übernatürlichen Sinne) ... Ein packender Thriller mit zahlreichen Twists, psychologischem Horror und einer Prise Gesellschaftskritik.

Zu Eagleheart fällt mir kaum noch etwas ein, das ich nicht schon in meiner Kurzrezension der zweiten Staffel geschrieben hätte. Der Humor mag nicht jedermanns Sache sein, aber für mich war das rasend übergeschnappte "Eagleheart", das kann ich mit einigem Abstand festhalten, eine der komischsten Serien, die je produziert wurden.

Und nun habe ich Gotham geschafft! Auch hier fallen mir kaum Punkte ein, die ich nicht schon in Bezug auf die vorangegangenen Staffeln losgeworden bin. Auch Season 5 war ein einziges Up & Down. Richtiggehend geärgert habe ich mich über einzelne Episoden, nur um aus der jeweils nächsten wieder mit einem befriedigten Grinsen rauszugehen. Am blödesten fand ich zuletzt, dass die stakes zwar immer wieder hoch sind, aber praktisch keine Bedeutung haben. Mit viel Tamtam und Tschingtarassabumm wird alle naslang auf eine Klimax zugesteuert, die jedoch nichts in den Zuschauenden auslöst, weil sie entweder nichts Singuläres ist (wie oft das GCPD belagert wird, kann man am Ende kaum mehr zählen) oder ohne Konsequenzen bleibt. [Spoiler] Wayne Manor explodiert – na und?, wird halt wiederaufgebaut. Das Wayne-Enterprises-Hauptquartier wird zerstört – was soll's, ist doch nur vorübergehend. Eine Figur stirbt? Pff, die kommt wieder (was wir allein schon daher wissen, dass sie in Batmans Erwachsenenalter eine Rolle spielen wird)! Dass regelmäßig besonders nervige Antagonisten aus dem "Jenseits" zurückkehrten oder sonstwie reaktiviert wurden, habe ich, glaub ich, schon in der Vergangenheit moniert: Das schreckliche "Joker"-Stand-in (die Serie verfügte nicht an den Rechten an dem Charakter) hat einen Zwillingsbruder; just shoot me!
Beklatschen muss ich allerdings das Ende. Die letzte Folge ist mehr Epilog denn Schlusskapitel, sie versetzt uns zehn Jahre in die Zukunft (wobei sich die Masken-Abteilung keinerlei Mühe gegeben hat, die handelnden Personen irgendwie altern zu lassen) und leitet subtil, hoffnungsvoll und gänsehauterzeugend in die Ära des Dunklen Ritters über. So muss ein gelungenes Serienfinale aussehen.

Montag, 29. September 2025

Den Wahrem Schoemen Gutem

Hier ein kleiner Blick hinter die Kulissen von Titanic. Jeder Beitrag wird bis zur Drucklegung von mindestens fünf verschiedenen Personen gelesen. Auch einseitige Cartoons und Fotowitze gehen standardmäßig durch mehrere Hände. Und doch rutschen selbst in solchen wortarmen Bildseiten gelegentlich Fehler bis ins fertige Heft durch, so etwa bei Hannes Richerts Startcartoon in der aktuellen Ausgabe (die Fehlschreibung in einer Sprechblase ist dem Künstler selbst aufgefallen – jedoch niemandem in der Redaktion!). Um ein Haar hätte diesmal zudem in Renke Brandts "Welträumchen" (S. 59) ein Fehler überlebt. Erst nach dem regulären Korrekturlauf fiel mir auf, dass in der Zeile "Verbinden Sie Hausarbeit mit etwas Angenehmen" ein Buchstabe falsch ist: Es muss "Angenehmem" heißen.

Als wie üblich wenige Tage nach Redaktionsschluss die Ausgabe für die App-Version aufbereitet wurde, fragte unser damit betrauter Web-Admin und IT-Chef, ob es nicht "Angenehmen" heißen müsse (ja, das ist ein [mindestens] sechstes Augenpaar, das über jeden Heftinhalt drüberschaut). Ich grübelte, so wie ich zuvor gegrübelt hatte, als mir das inkorrekte n zum ersten Mal ins Auge gestochen war. Denn inkorrekt ist es selbstverständlich; man ersetze "Angenehmem" bloß mal durch ein anderes Wort, schon würde niemand mehr darüber stolpern: "mit etwas Schönem", "mit etwas Rotem" oder auch "mit etwas Unzweideutigem" (die Länge oder "Komplexität" des Wortes spielt keine Rolle, wie man sieht).

Warum kommt uns "mit etwas Angenehmem" mindestens komisch, wenn nicht gar ungrammatisch vor? Da diese Form des (substantivierten) Adjektivs angenehm auch in anderen Verbindungen als mit "mit etwas" befremdlich wirkt (auf mich zumindest; auf Sie ebenfalls?), muss es die Lautfolge -mem sein, die dieses regelrechte Unbehagen auslöst (wie gesagt: bei mir zumindest; für eine repräsentative Umfrage fehlen mir gerade die Mittel). Auch hier hilft uns die Ersatzprobe weiter. Man lasse sich folgende Adjektive, jeweils im Dativ Singular Maskulinum, auf der Zunge bzw. vor der Netzhaut zergehen: anonymem, zahmem, bequemem. Sie sind, sehr laienhaft formuliert, irgendwie doof auszusprechen. Es ist womöglich das Aufeinandertreffen zweier ms am Wortende, die nur durch einen Vokal (genauer: ein Schwa) getrennt sind, das "uns" unschön oder widernatürlich erscheinen will. Bei der Folge -nen stutzen wir nicht, und bei der Artikulation neigen wir dann eher dazu, die zwei Nasale zusammenzuziehen ("wir renn'n"). Nun ja, vermutlich hat mein Rumgespinne hier überhaupt keine Substanz, ich wollte nur schnell aufschreiben, was mir zu "etwas Angenehmen" alles eingefallen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es dazu bereits einen Fachaufsatz oder eine Monographie oder mehrere gibt.

Samstag, 27. September 2025

Trauriges zum Wochenende

"Also beim Vierteljahrhundertjubiläum bin ich wieder dabei!", schrieb ich einst in Bezug auf ein stattgehabtes Klassentreffen. Heute wäre es nun soweit, doch ich armer Tropf muss dem großen Fünfundzwanzigjährigen in Dresden fernbleiben, denn zum zweiten Mal seit Dezember 2022 hat mich Corona erwischt. Drei Tage lag ich mit dem gesamten Symptomportfolio flach, erst heute spüre ich leichte Besserung, bin sogar in der Lage, einen Blogbeitrag zu verfassen (diesen hier). Eingefangen haben muss ich mir die Seuche vor einer Woche auf dem Oktoberfest oder auf der zehneinhalbstündigen Horrorzugfahrt von ebendort zurück. (In der Theorie total genial: in etwas über fünf Stunden ohne Zusatzkosten mit nur einem Umstieg von München nach Frankfurt fahren! Aber vor den Deutschlandticketreisegenuss hat der HErr die Großstörung gesetzt.) Zu allem Übel habe ich (zumindest deutet vieles auf mich) am Dienstag auch noch unseren aktuellen Redaktionspraktikanten angesteckt, und das, wo ohnehin gerade so einiges "rumgeht".

Mehrere Mitfeiernde haben mir per Whatsapp gute Besserung gewünscht und ihr Bedauern über mein Fernbleiben ausgedrückt, was mich sehr gerührt hat. Fakt ist: Könnte ich mich heute Abend per Fingerschnipsen auf das Event beamen, hätte ich nur wenig Freude an dem dortigen mexikanischen Buffet, denn mein Geschmacks- und mein Geruchssinn funktionieren nur je zur Hälfte (und damit besser als während meiner 2022er-Infektion, als diese Sinne für mehrere Tage komplett ausgeschaltet waren [Update Samstagabend! Sagen wir: zu einem Viertel]). 

Es ist nicht nur das Klassentreffen, das ich verpasse: Das ganze Wochenende hatte ich perfekt durchgeplant! Bereits am Freitagabend stand ein Besuch des Vortrags "Insekten auf Leichen" von Mark "Dr. Made" Benecke auf dem Plan (was man halt mit der Familie so unternimmt ...), heute wäre ich zu Globetrotter gegangen, hätte eine Boulderhalle besucht und hatte sogar schon die Lektüre auserkoren, die ich der Dresdner Hauptbibliothek (aka der besten Bibliothek der Republik) entleihen wollte. Morgen wären eine Wanderung und endlich mal wieder ein gescheiter Döner fällig gewesen. Stattdessen kümmere ich mich um liegengebliebene Petitessen wie Rundfunkgebührenüberweisung, Update meiner Veröffentlichungsliste und Meldung des voraussichtlichen Jahresarbeitseinkommens 2026 an die Künstlersozialkasse.

Doch was nützt es, zu jammern? Nüscht! Weswegen ich jetzt damit aufhöre.

Mittwoch, 24. September 2025

Kurz notiert: Höflich abgeraten

Am Eingang meiner (neuen) Stamm-Volksbank-Filiale hängt dieses Poster:


So ein Hinweis ist mir noch nirgendwo aufgefallen. Ist "Sprengen lohnt sich nicht!" das neue "Diebstahl/Einbruch lohnt sich nicht!"? Automatensprengungen sind jedenfalls, dies sei für die Nachwelt festgehalten, seit ein paar Jahren en vogue. Jemand, der es gar nicht auf das Geld abgesehen hat, sondern aus purem Vergnügen an der Destruktion rumsprengt, wird freilich hinterher sagen: "Doch, hat sich sehr wohl gelohnt!" Solche Leute gibt's ja leider auch.

Montag, 22. September 2025

Regionalexpress Augsburg-Würzburg

Frau A, Ende Dreißig: "Kann ich mich hier neben Sie auf den Boden setzen? Ich bin nämlich im Home-Office." Sie setzt sich im Gang auf den Boden des heillos überfüllten Zuges und arbeitet am Notebook.

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Damenausflugstruppenmitglied: "Ach, das ist ein COCKTAIL, den ich hier trinke. Habt ihr auch einen COCKTAIL? Inge, hast du deinen COCKTAIL schon getrunken? Hihihi."

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Schaffnerin weist per Durchsage darauf hin, dass der Zug in Treuchtlingen geteilt wird und man der Anzeige entnehmen möge, in welchem Zugteil man sich befinde.
Frau I: "Was, was, was?"
Mann: "Sie hat erklärt, wie man erkennt, welcher Zugteil wohin fährt."
Frau II: "Es müsste mal Schulungen geben für alle, die berufshalber über Lautsprecher reden: Laut, langsam und deutlich!"

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Meine Sitznachbarin, zu der Reisenden ihr gegenüber: "Ich hab jetzt nachgeguckt, und es stimmt wirklich, die Tagesschau hat was dazu gebracht: Die Deutsche Bahn lässt absichtlich Züge ausfallen!"
Gegenüber Sitzende: "Ah ja. Aber irgendwie logisch. So sparen die wieder Geld, für den Einsatz, für das Personal ..."

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Weibliche Stimme im dicht gedrängten Eingangsbereich: "Warum zeigen Sie mir das? Warum soll ich mir das ansehen? Was? Von wegen Fahrgastrechteformular! Was halten Sie davon, wenn ich die Polizei davon informiere? Die würde das sicher sehr interessieren! Nein, nichts 'Pssst'!!! Nach alldem, was die [Familienname] getan haben!!!"

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Frau 1: "Was war das denn?"
Frau 2: "Da hat wohl jemand was über irgendwelche Verbrecher auf dem Handy angeguckt."

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Eine Frau um die Dreißig packt ein nacktes Brötchen aus einer Bäckertüte und eine Flasche Mayonnaise aus einer Tasche, beißt einmal von dem Brötchen ab und quetscht sodann dick Mayo darüber. Ein Mann um die Sechzig steigt hinzu, hantiert mit einem Regenschirm.
Frau: "Au! Passen Sie doch auf mit dem Regenschirm!"
Mann: "Da kann ich doch nix dafür!"

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Frau B: "Als wir den Ausflug nach Weimar gemacht haben, da ham wir ne Bratwurscht gegessen, die war vorzüglich."
Frau C: "Ja, in Thüringen machen sie schon auch sehr gute Würscht."
Frau B: "Ja ja, so hat jede Region ihr Ding ..."

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Frau A, die kurzzeitig auf einem Sitzplatz gearbeitet hat, kommt zurück und hockt sich wieder in den Gang.
"So, ich setz mich wieder hier unten hin, mir gefällt das hier."
Mitfahrerin: "Sehr gerne, wir mögen Ihre Gesellschaft!"

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Frau X: "Setz dich doch alldieweil, wenn der Paul aufm Klo ist!"
Frau Y: "Nein, der kommt doch gleich wieder."
Frau X: "Aber das dauert doch ewig, bis der sich den Weg durch die ganzen Menschen gebahnt hat!"
Frau X: "Ha, guck, da kommt er doch!"
Frau Y: "Nanu, Paul, das ging ja schnell."
Paul: "Ich war gar nicht. Hier ist doch kein Durchkommen."

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Damenausflugstruppenmitglied 2, die Älteste im Bunde, sehr streng zu der Bodensitzerin: "Darf ich fragen, warum Sie hier auf dem Boden sitzen? Vorhin hatten Sie doch Gelegenheit, auf einem Stuhl zu sitzen!"
Frau A: "Ach, mir macht das nichts aus, und die anderen stört das nicht."
DATM2, plötzlich ausnehmend freundlich: "Na, dann ist ja gut. Sie haben mir bloß so leid getan! Wären Sie doch da sitzen geblieben!"

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DATM1 oder 3: "So, wir nehmen jetzt schon mal unser Gepäck runter, damit es gleich beim Aussteigen schneller geht. Entschuldigung, ob Sie mir vielleicht meine Tasche runterheben könnten?"
Mann, zwischen 60 und 70 Jahre, sehr barsch: "Muss das denn jetzt schon sein? Bis Steinach sind es noch zehn Minuten!"
DATM: "Wir wollen nachher die Leute nicht behindern ..."
Mann: "So was Unvernünftiges!"

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Mayonnaisefrau, in ihr Handy: "Ja, ich wollte dir nur sagen, dass du jetzt bei der Polizei aktenkundig bist. Die kennen jetzt deinen Namen ... Das weißt du ganz genau. [lauter] Lass mich ausreden! Denk dran, was ihr 2016 getan habt, du und deine Nazi-F***en-Familie. [brüllt etwas auf Türkisch] Ihr seid jetzt polizeibekannt! AKTENKUNDIG! Mafia-F***e!!!"

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Das waren, wohlgemerkt, Dialoge und Dialogfetzen während einer einzigen, rund zweistündigen Bahnfahrt. Etliche weitere bemerkenswerte Gesprächsteile habe ich leider vergessen.

Samstag, 20. September 2025

Drei kleine Worte

Durch die britische Miniserie "The Guest" (Besprechung folgt) erfuhr ich von einem alternativen globalen Orientierungs- bzw. Ortungssystem, von dem ich noch nie gehört hatte, obwohl es seit über zehn Jahren existiert: what3words. Ich werde die Startseite des Unternehmens hier nicht verlinken, denn angesichts herber finanzieller Verluste in jüngerer Vergangenheit und wiederholter Kritik an der Praktikabilität steht zu befürchten, dass dieser Link eher früher als später ins Leere laufen könnte.

Das Prinzip ist das folgende: what3words hat die Welt in 3x3 m große Quadrate eingeteilt und jedes Quadrat mit einer Kombination aus drei durch Punkte separierten Wörtern markiert. Beispielsweise hat ein beliebter Aussichtspunkt in meiner Wohngegend, der Dettweiler Tempel, die "Koordinaten" ///kartoffel.vororte.igel. Wobei man ihn auch mit Hilfe der Angabe ///erwachte.katze.bewohnt finden würde, oder auch ///erstens.sommer.tänzer. (Der Kartenmarker weicht übrigens ein wenig vom tatsächlichen Standort ab; hier müsste mal jemand justierend eingreifen.) Die Kleinteiligkeit begründet das Londoner Unternehmen wie folgt: "Straßenadressen sind im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß. Sie sind nicht genau genug, um Orte wie Gebäudeeingänge präzise zu beschreiben. Für Parks oder in vielen ländlichen Gegenden gibt es überhaupt keine Straßenadressen. Das erschwert das Finden bestimmter Plätze und macht es in Notfällen unmöglich, genau zu beschreiben, wo Hilfe nötig ist." Insbesondere Firmen könnten Dreiwortadressen teilen, um es Partnern und Kunden zu ermöglichen, sich punktgenau zu ihrem Sitz lotsen zu lassen. Das Navigieren selbst erfolgt auf der Webseite oder in der App über Schnittstellen zu Google Maps, Apple Maps, Waze, Bing Maps und Citymapper.

Und ja, die haben tatsächlich den gesamten Planeten gerastert, auch die Ozeane! Wir sprechen hier von rund 57 Billionen Quadraten. Die "Adressnamen" im Meer setzen sich allerdings ausschließlich aus englischen Wörtern zusammen, während die Rechtecke auf dem Festland neben Englisch auch wahlweise auf Deutsch (s.o.), Spanisch, Türkisch, Gujarati, Kasachisch oder mit Wortmaterial aus vielen anderen Sprachen angezeigt werden können; es handelt sich dabei nicht um die jeweiligen Übersetzungen. "Die englische Wortliste von what3words besteht aus 40.000 Wörtern [...] Jede weitere what3words-Sprache verwendet eine Wortliste mit 25.000 Wörtern zur Abdeckung der weltweiten Landfläche. Die Listen gehen durch mehrere automatisierte und menschliche Prozesse, bevor sie nach einem Algorithmus sortiert werden, der die Verwechslungsgefahr minimieren soll, und beleidigende Wörter werden entfernt." (Wikipedia)


Das Prinzip ist schon irgendwie genial, und ich wünsche what3words, dass es noch lange bestehen bleibt und stärker wahrgenommen wird. Doch wie zukunftsfähig ist es wirklich? Die bei Wikipedia angeführten Kritikpunkte leuchten ein: "Der alltägliche Nutzen des Systems ist gering. Ohne elektronisches Gerät können w3w-Adressen nicht lokalisiert werden, und der Abstand zwischen zwei w3w-Adressen kann nicht abgeschätzt werden. Dadurch ist es schwer, Fehleingaben von unbekannten Orten zu erkennen. Auch die einfache Merkbarkeit ist fraglich, da die Wortliste viele sinnähnliche und Pluralversionen mancher Wörter enthält. [...] Dadurch, dass entgegen der Behauptungen von what3words annähernd gleich klingende Adressen durchaus nur wenige Kilometer voneinander entfernt sein können und das System sprachgebunden ist, kann es für Fremdsprachler sehr schwer bis unmöglich sein, sie sicher zu unterscheiden." Ganz zu schweigen von dem nicht völlig undenkbaren Fall, dass in einer Adresse ein Wort ersetzt oder auch nur ein einziger Buchstabe geändert wird ...

Donnerstag, 18. September 2025

Ich fliege ins All!

Nächstes Jahr ist es soweit, meinen Boarding Pass habe ich schon:


Nun gut, ich geb's zu: Leibhaftig werde ich an der Artemis-II-Mission nicht teilnehmen. Aber immerhin mein Name wird auf einer SD-Karte gespeichert, zusammen mit (Stand: 18.9.2025) über 510.000 anderen. Diese Karte wird auf der Orion verstaut und saust sodann Richtung Mond. Wer kommt mit?

Dienstag, 16. September 2025

Gnocch' on wood


Das sieht mal wieder nach nix aus (habe ich erwähnt, dass Fotografieren nicht meine Stärke ist?), dennoch weist dieses Bild eine Besonderheit auf: Als ich das Ursprungsfoto in XnView beschnitten habe, ist es mir ungeplant gelungen, ein perfektes Quadrat auszuwählen (800x800 Pixel)!

Was ist nun hier zu sehen? Ich will's verraten: das Ergebnis eines Rezepts aus der FAS-Rubrik "Katrin kocht", das ich minimalst angepasst habe und wegen extremer Lecker- und Einfachheit zur Umsetzung empfehle.

2 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, 1 Stange Porree in dünnen Ringen, 1 Knoblauchzehe (zerdrückt) sowie 6 getrocknete Aprikosen in feinen Streifen hineingeben. Salzen und pfeffern, 2 Minuten braten, dann den Inhalt einer 500-g-Packung Gnocchi (Kühlregal) hineinpurzeln lassen und sogleich 100 g Ziegenfrischkäse, 1 EL Tomatenmark und 200 ml Weißwein dazugeben. (Im Rezept steht, dass man statt Wein auch hellen Balsamico oder Wasser nehmen kann. Ich habe ca. 175 ml Weißwein abgemessen und mit hellem Balsamico aufgefüllt. Essig allein fände ich zu krass, Wasser wiederum zu fad.) Alles bei mittlerer Hitze vorsichtig verrühren, bis nach ein paar Minuten eine schöne Sämigkeit erreicht ist. Pfanne vom Herd nehmen, das Gemisch mit 2 EL Petersilie (gehackt) und ein paar Spritzern Zitronensaft krönen, nach nochmaligem Verrühren abschmecken und mit dem Rest des Ziegenfrischkäses (je nach Packung 50 bis 100 g) getoppt auf 2 Tellern servieren. Yummy!

Sonntag, 14. September 2025

Podcast-Empfehlung (in nicht eigener Sache)

Wieso habe ich das jetzt erst entdeckt (via "Hör- und Gucktipps zum Wochenende" c/o "BildBlog")??? Der Podcast "Hollywoodgeflüster" (auch als Video auf Youtube) beschäftigt sich mit der "Welt der Synchronisation und wird von Charles Rettinghaus, einer Legende der deutschen Synchronbranche, moderiert. Bekannt als die deutsche Stimme von Stars wie Jamie Foxx und Robert Downey Jr., lädt er regelmäßig prominente Gäste aus der Synchronsprecher-Szene ein" (Eigenbeschreibung). Rettinghaus höre ich derzeit wieder regelmäßig – bei meinem "Lost"-Rerun (Harold Perrineau, "Michael"). Und auch die allermeisten Gäste habe ich schon ein- oder mehrmals im Ohr gehabt. Absolut faszinierend, die Menschen hinter der Stimme zu sehen und privat zu erleben!

Freitag, 12. September 2025

VdJ

Und wieder mal steht sie an: die Wahl zum Vogel des Jahres. Ich habe soeben meine Stimme für die Waldohreule abgegeben. Eulen mag ich generell, und die bis eben nicht in meinem aktiven Tiergedächtnis vorhandene Waldohreule ist mir ein My bzw. ein Uhuuu sympathischer als die ebenfalls kandidierende Schleiereule. Jene dünkt mir zu kommerziell; ich könnte mir vorstellen, dass sie wegen ihrer phänotypischen Nähe zur Schneeeule von vielen Harry-Potter-Fans erkoren wird. Die Amsel wiederum scheint mir als offensichtliche Low-key-Bewerberin ins Rennen geschickt worden zu sein, das ist mir zu langweilig. Über mangelnde Aufmerksamkeit soll sie sich angesichts ihrer Verbreitung und des stabilen Bestandstrends (+14 % bei gegenwärtig geschätzten 7.650.000 bis 9.300.000 Brutpaaren) nicht beschweren! Putzig ist auch der Zwergtaucher, "unser kleinster heimischer Lappentaucher" (NABU), und das Rebhuhn hat schon wegen ihres Gefährdungsstatus eine Chance verdient ("Durch die Ausräumung der Landschaft und den hohen Pestizideinsatz mangelt es ihnen an Lebensraum und Nahrungsmöglichkeiten. Die wenigen verbliebenen Habitate sind anfällig für Fressfeinde und werden zusätzlich durch den Menschen bejagt"). Ich möchte selbstverständlich niemanden beeinflussen. Abgestimmt werden kann noch bis zum 9. Oktober.

Mittwoch, 10. September 2025

Byzantinische Botschaften

Gerade ausgelesen:


Das war so packend wie ein Krimi und vollgestopft mit überraschenden Erkenntnissen nach neuestem Forschungsstand. Lediglich eine Passage möchte ich auszugsweise wiedergeben, bezieht sie sich doch zufällig – bzw. angesichts des Themas überhaupt nicht zufällig – auf etwas, das ich vor einiger Zeit hier im Blog behandelt habe: die nordischen Runen in der Hagia Sophia:

Überall in der Kirche finden sich Graffiti, kyrillische und griechische, armenische und lateinische. Die meisten wurden schätzungsweise zwischen dem 11. und dem 15. Jahrhundert angefertigt und enthalten sowohl Namen als auch Bilder von Tieren, Waffen und Wappen. [...]

2009 wurde eine neue aufregende Entdeckung gemacht. Auf der Suche nach weiteren kyrillischen Inschriften fotografierte ein Team russischer Forscher akribisch alle Flächen mit möglichen Schriftzeichen und nahm die Bilder genau unter die Lupe. Alles, was irgendwie nach Runen aussah, schickten sie einer Runologin, Elena Melnikova, die schließlich einen Erfolg vermeldete. Eine dritte Runeninschrift, die auf einer marmornen Fensterbank in der nördlichen Galerie gefunden wurde, besagte: "Arinbarðr hat diese Runen geschnitten." Aufgrund ihrer besonderen Ritzart wurden diese Runen von Melnikova auf die Zeit zwischen dem frühen elften und dem zwölften Jahrhundert datiert, also auf das Ende der Wikingerzeit. (S. 346f.)

Aber das ist noch nicht alles!

Das ist noch nicht alles, denn in der Kirche wurde noch eine weitere Entdeckung gemacht. Bei der Untersuchung von mehr als 30 Graffiti-Darstellungen von Schiffen stellte der Forscher Thomas Thomov fest, dass es sich bei vier von ihnen um Wikingerschiffe handelte. Das überzeugendste Beispiel ist auf einer Säule in der Ecke derselben Galerie zu sehen, in der, nur erwa zehn Meter entfernt, Halfdans Inschrift gefunden wurde. Man muss allerdings schon genau hinschauen, um das – knapp unter Augenhöhe in den Stein geritzte – Schiff zu erkennen. Ein Teil ist unverwechselbar: der nach links gewendete Kopf eines Drachen mit einem nach vorn schauenden Auge. Der Hals ist nach unten gebogen und geht in den Rumpf eines schlanken Schiffs über, dessen Proportionen von jedem, der schon einmal ein Wikingerschiff gesehen hat, sofort wiedererkannt werden. [...] Eine weitere Zeichnung auf der anderen Seite der Säule könnte zwei weitere Schiffe zeigen, die nebeneinander in einem Hafen liegen. Diese Darstellungen sind überzeugend, und es gibt keinen Grund, sie für Fälschungen zu halten. (S. 347)

Dass die Inschriften und Zeichnungen von Angehörigen der Warägergarde hinterlassen wurden, ist nicht so unzweifelhaft, wie ich es bei meiner Erstrecherche herausgelesen hatte und wie es mein Blogbeitrag vom Mai insinuiert. "Waren Halfdan und Arinbarðr Mitglieder der Warägergarde?", fragt die Autorin auf Seite 350. Tatsächlich spricht einiges dafür. Doch nicht zwangsläufig müssen alle Nordmänner, die sich zu jener Zeit in der Hagia Sophia befanden, der legendären kaiserlichen Leibgarde angehört haben. Umgekehrt waren nicht alle Warägergardisten "Wikinger". Zwar bestand die Warägergarde "überwiegend aus Skandinaviern, aber ihr konnten auch andere Nationalitäten angehören. Nach der Schlacht bei Stamford Bridge zum Beispiel wuchs die Zahl der Angelsachsen, die nach der Niederlage gegen Wilhelm der Eroberer (zufällig ebenfalls ein Nachkomme der Wikinger) aus England geflohen war." (S. 351)