Mittwoch, 10. Dezember 2025

Surely you can't be serious!

Wer die kürzlich von mir präsentierte Liste von Monin-Sorten mit 98 Items schon für too much hielt, wird erst recht überfordert sein von dem, was das Magazin Variety letzten Monat auf ihr Publikum losließ und mit dem zu befassen ich erst jetzt die Zeit gefunden habe: "The 100 Best Comedy Movies of All Time".

Nun sind Film-, Serien- oder Videospiel-Bestenlisten von Haus aus kontrovers, oft ist das von den auf Aufmerksamkeit und engagement spekulierenden (Online-)Medien auch so gewollt. Beim Durchgehen des Variety-Rankings sieht man aber wieder einmal, dass sich über nichts so trefflich streiten lässt wie über Humor. Das soll jetzt hier nicht der zu erwartende Kommentar à la "Wieso ist XYZ nicht in dieser Liste, und warum ist ABC so weit hinten?!" werden (wobei: "Anchorman" auf Platz 88? Skandalös!); wer auf solche Kommentare Bock hat, findet sie zuhauf unter jenem Variety-Beitrag. Nein, mir geht es darum, grundsätzliche Unzulänglichkeiten darin aufzuzeigen.

Es fängt ja schon mit der Frage an, wie weit man den Begriff der Komödie fassen will. Diese Top-100 subsumiert darunter offensichtlich jeden Film, der irgendein komisches Element enthält, so dass sich auch Vertreter darin finden, die nach meinem Verständnis ganz und gar un-komödiantisch sind: Den Thriller "Fargo" würde ich ja noch als "schwarze Komödie" durchgehen lassen, aber "Everything Everywhere All at Once" ist für mich bei allem "absurdist slapstick" zuvörderst ein Actionfilm mit SciFi-/Fantasy-Elementen, genau so wie "The Princess Bride" ein – zugegeben subversives und mit ulkigen Sprüchen garniertes – Märchen ist. Geht "Ed Wood" als Komödie durch, nur weil sie auf (tragi-)komische Weise von einem Macher alberner Z-Movies erzählt (und damit, wie es im Artikel heißt, ein eigenständiges Genre begründet: "biopics about people you don’t make biopics about")? Und bei "Withnail & I", über den ich einst schrieb: "Ich schwör's, ich bin seit 'Trainspotting' nicht solchem Abfuck ausgesetzt worden", steige ich dann endgültig aus. Dieses fast willkürlich erscheinende Zusammenwürfeln verblüfft umso mehr, als die Nummer 1 ein Spielfilm ist, bei dem tatsächlich die reine Pointe, der pure Gag, der Witz um des Witzes willen, im Mittelpunkt steht: "Die Nackte Kanone".

Ich muss weitermosern: Wie haben es zwei Stand-up-Specials in die Sammlung geschafft, aber kein einziger Animationsfilm? Enttäuschend ist auch die Bandbreite der Herkunftsländer der Filmauswahl. Bis auf wenige britische und französische Ausnahmen werden ausschließlich US-amerikanische Produktionen vorgestellt. Fragt mal einen beliebigen Deutschen meiner Generation nach dem Lustigsten, was er als Kind gesehen hat, und er wird Namen wie Bud Spencer, Terence Hill, Louis de Funès, Jackie Chan, Adriano Celentano oder "Olsenbande" in den Ring werfen. Dass kein Werk aus Deutschland vertreten ist: geschenkt.

Nützlich ist das Ranking allemal, hat es mich doch auf den ein oder anderen Kandidaten für meine Watchlist gestoßen. Bleibt die Frage, wie viele der aufgeführten "Comedys" ich schon kenne. Darauf antworte ich gern. Vorab: Ich lasse nur die gelten, die ich geplant und bewusst angeschaut habe. Nicht mitgezählt habe ich Streifen, bei denen ich garantiert schon mal nach dem Reinzappen hängen geblieben bin, als sie im Fernsehen liefen, etwa "Caddyshack", "Mrs. Doubtfire", "Big" oder "Der Teufel trägt Prada". Nach dieser Regel komme ich auf 32, also knapp ein Drittel. Das ist okay, aber es besteht Nachholbedarf.

Dienstag, 9. Dezember 2025

Das gute Zitat

"Ich verschwieg Matti meine Meinung über Mixtapes: daß Mixtapes nichts nützen. Nicht weil kein Mensch mehr Kassettenrecorder hat, sondern weil man sie ausschließlich für sich selbst macht. Es ist eine verständliche Hoffnung, daß die Musik, die man liebt, der Person, die man gern hat, genausoviel bedeute, daß das Band also das mitteile, was man so nie zu sagen imstande wäre. Es ist aber eine verrückte Hoffnung; es ist auch eine unsinnige Hoffnung, denn man liebt die Stücke, die man auf dem Mixtape versammelt, ja deshalb, weil man mit ihnen ein Leben lang allein gewesen ist, und sei es auf dem größten Rockfestival."

--- Stefan Gärtner: Putins Weiber

Anm.: Zehn Jahre ist es her, dass ich mir auf der Autorenlesung von Kollege Gärtner ein Exemplar seines Romans aushändigen und signieren ließ. Ich begann mit der Lektüre und ... kam nicht so recht "rein". Keine Ahnung, woran es gelegen hat. Jetzt, rechtzeitig vor Erscheinen von "Hotel Drei Jahreszeiten", habe ich mir "Putins Weiber" noch einmal vorgenommen und innerhalb weniger Tage ausgelesen. Sehr anregend nahm sich das aus. Ich war abwechselnd beeindruckt von der kunst- und anspruchsvollen Sprache und auf seltsam angenehme Weise peinlich berührt von den Liebesirrungen des Protagonisten.

Montag, 8. Dezember 2025

Youtube-Bilanz 2025

Nach meiner Musikstream-Bilanz möchte ich auch, wie erstmalig letztes Jahr, meine Youtube-Auswertung mit euch teilen. Sie kam vorgestern rein und war wenig überraschend.


Ich gebe mich auf Youtube einem breiten Spektrum von Genres hin; die fünf, die es mir 2025 am meisten angetan haben, sind aber wohl diese:


Bei "Gesundheitsübungen" handelt es sich um Fitnessanleitungen: so etwas wie "Tele-Gym" als Internetvideos. Meine sportliche Kreativität ist nämlich viel zu gering, als dass ich mir alle naslang neue Gymnastik- oder gar Pilates-Routinen ausdenken könnte. Meinen Go-to-Mitmachkanal unterstütze ich denn auch mit einem kleinen monatlichen Patreon-Obolus. Punkt 4 ist ebenfalls erklärungsbedürftig: "Nachrichten und Politik verfolgt" habe ich freilich nur in Form von US-Latenight-Shows. Und "analysiert" habe ich nicht nur "spannende Serien", sondern Serien und Filme aller Art – hochinteressante Analysen, Recaps und Video-Essays à la "Anatomy of a franchise" gibt es dankenswerterweise zu allen möglichen Bewegtbildreihen.

Die von mir konsumierten "Gaming-Inhalte" wurden ihrerseits in einer extra Kachel aufgefächert:


Hier hat sich nun ganz offensichtlich ein Fehler bei der automatischen Spiele-Erkennung eingeschlichen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein einziges "Sonic"-Video gesehen zu haben. Auch die Zuordnung "Super Mario Maker" stimmt nicht: Es handelte sich in fast allen Fällen um Let's Plays von "Super Mario World"-Romhacks, die mit Lunar Magic erstellt worden sind. Dass ich ein Top-Fan des Youtubers raocow bin, ist dagegen so wahr wie es Ehrensache ist.


Fazit-Fazit: Nichts von alldem ist sensationell, aber man ist doch zufrieden, (weitgehend) Klarheit erhalten zu haben. Wunschlos glücklich werde ich sein, wenn Youtube mir zum Ende eines Jahres auch noch die Gesamtguckzeit in Minuten mitteilt. Vielleicht 2026? Na?

Freitag, 5. Dezember 2025

Musikstream-Bilanz 2025

Ursprünglich, i.e. noch vor ein paar Wochen, hatte ich nicht vor, meine Spotify-Jahresauswertung zu teilen, weil ich den Dienst 2025 nur halbherzig genutzt habe. Nun kam mein "Wrapped" aber rein und, ach, warum nicht? Gehört habe ich 7.869 Minuten, gerade mal zwei Drittel der Zeit, die ich 2024 damit verbracht habe. Insgesamt 246 Genres lassen sich die von mir gestreamten Titel zuordnen.


Dass ich geschmacklich toleranter, flexibler, womöglich auch gleichgültiger geworden bin, wird untermauert von der Tatsache, dass ich rund 50 Interpreten mehr als 2024 meine Aufmerksamkeit geschenkt habe, nämlich 699 Artists.


Der Algorithmus charakterisiert mich denn auch als "Entdecker" ("Neuerscheinungen ziehen dich magisch an"; na ja) und hat mich dem "Club" "Grit Collective" zugeteilt.


Ach ja, und ich habe ein musikalisches Alter:


Gab es das letztes Jahr schon? 28 hätte ich jedenfalls nicht erwartet, irgendwie aber schon. Muss mir das peinlich sein? Nun, kaum peinlicher als es ist, überhaupt seine Spotify-Statistik zu veröffentlichen.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

An ihren Strichen sollt ihr sie erkennen

Wenn ich in meinen Blogbeiträgen einen Gedankenstrich verwende, achte ich tunlichst darauf, einen richtigen Gedankenstrich, fachsprachlich "Halbgeviertstrich", einzufügen – Berufskrankheit. Das tue ich mittels Copy & Paste. Der kurze Strich, der erscheint, wenn ich auf "-" drücke, ist dem Trenn- oder Bindestrich bzw. dem Minus vorbehalten.

Zurzeit ist der Langstrich, wie ich im Feuilleton der gestrigen Süddeutschen las, auf dem Weg, "zum Fingerabdruck seelenloser Automatentexte" zu werden. Laut dem Artikel "Gedankenstriche verraten ihn" (online leider hinter Paywall) entwickelt nämlich ausgerechnet Textgenerierungssoftware ein Faible für dieses Zeichen.

"Auffällig viele Gedankenstriche tauchen auf, wenn man KI-Modelle bittet: Lass diese E-Mail menschlich wirken", beobachtet Niklas Schreiber. Der Linguist forscht zu Satzzeichen an der Universität Potsdam. Er vermutet, Modelle wie Chat-GPT könnten häufig auf den Gedankenstrich zurückgreifen, weil das Zeichen eine Dramaturgie schaffe, eine persönliche Note. Doch gerade das entlarvt die Maschine. Sie will es unbedingt menscheln lassen. Und wirkt dadurch erst recht roboterhaft.

Insbesondere in Bezug auf Lexik komme es, so der Beitrag weiter, zunehmend zu Rückkopplungseffekten: Zum Beispiel greifen Wissenschaftler/innen auf bestimmte Wörter vermehrt zurück, seit/weil diese sich "in angeblich von Menschen verfassten akademischen Texten häufiger als früher" finden lassen. Wenn wir immer mehr künstlich erzeugte Texte konsumieren (und "etwas mehr als die Hälfte der neu ins Netz hochgeladenen Texte sind laut der Suchmaschinen-Agentur Graphite inzwischen künstlich generiert"), fangen wir an, so zu schreiben, wie wir meinen, dass wir schreiben müssten, weil das die KI ebenfalls "meint". Das ist leicht vereinfacht gefolgert, Fakt ist: "Mensch und Maschine beeinflussen sich offenbar gegenseitig."

Der Nebeneffekt einer Echokammerbildung innerhalb künstlicher Systeme lässt sich denken: "Studien haben bereits gezeigt, dass KI-Sprachmodelle, die mit ihren eigenen Texten gefüttert werden, sukzessive eine immer geringere 'linguistische Diversität' zeigen." (Anm.: Gemeint ist "sprachliche Diversität"; linguistisch bedeutet "sprachwissenschaftlich", engl. linguistic aber daneben auch "sprachlich", ein oft – von Menschen – gemachter Übersetzungsfehler.) "Was da in die Sprache einfließt, ist letztlich: Homogenität."

Der SZ-Artikel führt dann noch ein paar Wenns und Abers an, auf die ich nicht einzugehen brauche. Nur eins möchte ich klarstellen: Niemand soll denken, dass an der Produktion auch nur eines einzigen meiner Texte je ein Sprachmodell beteiligt war – auch wenn ich eine Vorliebe für den "romantisch-verspielten Gedankenstrich" nicht abstreite.

Montag, 1. Dezember 2025

Serientagebuch 11/25

03.11. The Simpsons 37.03
South Park 28.01
05.11. Family Guy 24.00 ("23.19")
06.11. South Park 28.02
Futurama 10.05
08.11. The Simpsons 37.04
Lost 2.10 (RW)
09.11. The Paper 1.06
11.11. The Chair Company 1.01
The Chair Company 1.02
Futurama 10.06
13.11. The Chair Company 1.03
Man vs. Bee 1.01
Man vs. Bee 1.02
Man vs. Bee 1.03
Man vs. Bee 1.04
Man vs. Bee 1.05
14.11. Man vs. Bee 1.06
Man vs. Bee 1.07
Man vs. Bee 1.08
Man vs. Bee 1.09
16.11. Lost 2.11 (RW)
17.11. The Simpsons 37.05
18.11. The Chair Company 1.04
South Park 28.03
20.11. Futurama 10.07
21.11. The Simpsons 37.06
Futurama 10.08
24.11. The Chair Company 1.05
26.11. The Chair Company 1.06
The Simpsons 37.07
27.11. The Chair Company 1.07
28.11. Lost 2.12 (RW)
Lost 2.13 (RW)
30.11. Futurama 10.09
Futurama 10.10

Bereits Mitte 2022 erschien mit Man vs. Bee Netflix-exklusiv und wie aus dem Nichts ein neuer, familientauglicher, actionreicher Spaß von und mit Rowan Atkinson, der sich, wie man sieht, in zwei Sitzungen, locker auch in einer einzigen, wegbingen lässt. Was ich nun endlich getan habe, rechtzeitig vor dem jüngst angekündigten Fortsetzer "Man vs. Baby". Auch wenn Atkinsons Figur hier Trevor Bingley heißt: Das ist Mr. Bean in Reinform. Klar, Trevor spricht ein wenig mehr, sein Grimassenrepertoire ist eingeschränkt, er hat ein Familienleben sowie Ziele und Wünsche, aber wie er als Housesitter von einem Unglück zum nächsten taumelt, das ist schon sehr "beanig". Auslöser für eine Verkettung von Pannen und Fehltritten, die in einem millionenschweren Chaos mündet, ist eine Biene bzw. exakter eine Hummel. Mehr gibt's zur Story (die sich mit einem gefälligen Twist auflöst) nicht zu sagen. Ich habe mich sehr amüsiert.

Die mittlerweise dritte "Hulurama"-Staffel, also die je nach Zählung 10. oder 13. Staffel von Futurama, konnte ihr Niveau halten, hat mir also zuverlässig Schmunzler entlockt; die letzten beiden Folgen würde ich sogar als herausragend bewerten. Auffällig war, dass diese neuen zehn Episoden satirischer waren als jene davor. Es werden nicht einfach nur pokulturelle Phänomene, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung en vogue waren, ins 31. Jahrhundert transferiert, sondern auf ziemlich kluge, bissige Weise Sachen wie Handysucht, Klimawandelleugnung oder "Pizza Gate" verhandelt. Der ein oder andere "Nerdservice" hatte freilich auch wieder seinen Platz ("The Numberland Gap"!). Season 11 folgt nächstes Jahr.